Pfarrer Odongo zu Gast bei der Ugandahilfe St. Mauritz
Von Klaus Baumeister – mit freundlicher Genehmigung der WN
Münster. Zum sechsten Mal hält sich Cyprian Odongo in Münster auf. Odongo ist Pfarrer der Kirchengemeinde St. Mauritz in Obiya Palaro im Norden Ugandas und der heimliche Bürgermeister des Dorfes. Vielen Leserinnen und Lesern unserer Zeitung ist das Dorf durch zwei Spendenaktionen und eine vielfältige Berichterstattung bekannt.
In der Kirchengemeinde St. Mauritz, Partnergemeinde von St. Mauritz in Münster, leben 16 000 Menschen. Nicht zuletzt dank der Kooperation mit dem münsterischen Hilfswerk Ugandahilfe St. Mauritz hat sich Obiya Palaro zu einem Musterdorf entwickelt – jetzt sogar mit einer eigenen Augenklinik. Auf Vermittlung von Sabine und Ulrich Schmitz-Hövener, die seit 30 Jahren in der Ugandahilfe St. Mauritz aktiv sind, berichtet Cyprian Odongo am Sonntag (2. Oktober) um 16 Uhr im Pfarrheim St. Mauritz (St.-Mauritz-Freiheit) über seine Arbeit. Zuvor stellt er sich den Fragen unserer Zeitung.
Seit einigen Wochen werden in dem Krankenhaus in Obiya Palaro auch Augenoperationen durchgeführt. Was bedeutet das für Ihre Gemeinde?
Odongo: Das Krankenhaus und auch die Operationen sind ein Segen für uns. Die bisherige Arbeit ist sehr
erfolgreich. Viele Menschen haben Probleme mit den Augen, besonders der Graue Star ist weit verbreitet. Bislang gab es praktisch keine angemessene Behandlung für diese Patienten. Generell ist es im Norden Ugandas schwierig, einen Zugang zu einer medizinischen Versorgung zu bekommen. Die Augenoperationen geben vielen Familien ein Stück Lebensqualität zurück.
Was meinen Sie damit konkret?
Odongo: Bei vielen älteren Menschen führt der Graue Star praktisch zu einer Erblindung. Dann müssen sich die Kinder oder Enkel um sie kümmern. Wenn die Älteren wieder sehen und sich zurecht finden, können die Kinder arbeiten gehen und die Enkel die Schule besuchen.
Kommen die Patienten aus Obiya Palaro oder auch aus der benachbarten Großstadt Gulu?
Odongo (lacht): Sie kommen von überallher. Wir hatten sogar schon Patienten aus der Hauptstadt Kampala. Unser Behandlungsstandard ist sehr hoch. Das spricht sich herum.
Wie erfahren die Menschen davon?
Odongo: Die Nachricht verbreitet sich über die sozialen Medien. Das Radio hat ebenfalls über uns berichtet. Natürlich hat auch die Kirche geholfen, die Nachricht ins Land zu tragen.
Die Initiative für die Augenoperationen ging von der Stiftung „Besser sehen“ in Ahaus aus, mit der die Ugandahilfe St. Mauritz zusammenarbeitet. Deutsche Augenärzte haben in Obiya Palaro bereits operiert. Ein Ziel ist auch die Ausbildung ugandischer Augenärzte. Was ist da der Stand?
Odongo: Die Universität in Gulu hat ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit. Sie ist die größte Universität im Norden Ugandas und schickt Studierende in unser Krankenhaus, damit sie hier zu lernen.
Führen ugandische Augenärzte bereits Operationen durch?
Odongo: Ja, wir haben bereits einen Augenarzt und eine hoch spezialisierte Krankenschwester im Einsatz. Sie operieren. Die Stiftung „Besser sehen“ hat unserem Krankenhaus einige Hightech-Apparaturen zur Verfügung gestellt, mit denen unser Personal aber noch nicht arbeiten kann. Die Geräte kommen bei speziellen Aktionen – den „EyeCamps“ – zum Einsatz, wenn ein Team deutscher Ärzte zu uns kommt und in kurzer Zeit ganz viele Operationen durchführt.
Lernen auch die deutschen Ärzte etwas bei ihren Einsätzen in Obiya Palaro?
Odongo: Ich glaube schon. Der Graue Star ist in Uganda, wie ich höre, anders und teilweise auch weiter fortgeschritten. Darauf muss man sich beim Operieren einstellen.
Sie sind jetzt das sechste Mal in Münster. Ist die Stadt ihre zweite Heimat?
Odongo: Ja, ich fühle mich hier sehr wohl. Es wird gut für mich gesorgt. Ich treffe hier auf Menschen, die
mir weiterhelfen und ein ernsthaftes Interesse an uns in Uganda haben. Als Pfarrer nehme ich natürlich wahr, dass in Obiya Palaro viel mehr Menschen sonntags in die Kirche gehen als in Münster. Und doch begegne ich sehr vielen Menschen in Münster, die christliche Werte vertreten und danach leben.
Das Bistum Münster schickt seit einigen Jahren regelmäßig junge Freiwillige nach Obiya Palaro. Was macht das mit der Gemeinde?
Odongo: Der Austausch ist sehr inspirierend. Wir lernen viel von den jungen Menschen aus Deutschland. Und sie lernen bestimmt auch etwas von uns.
Was ist Ihr nächstes Projekt für Obiya Palaro?
Odongo: Die Arbeit im Krankenhaus, besonders in der Augenklinik, führt dazu, dass jetzt Menschen von
weit her zu uns kommen. Wir stehen vor der Herausforderung, sie zu versorgen. Deswegen überlegen wir den Bau einer Großküche und Kantine. Die Einrichtung würde auch unserer Schule zugute kommen, die von immerhin 800 Schülerinnen und Schülern besucht wird. Im Moment haben wir auf dem Gelände unserer Kirchengemeinde zahlreiche kleine Feuerstellen, die zum Kochen genutzt werden, auch von Angehörigen unserer Patienten. Das ist nicht sehr befriedigend. In der Kantine könnten wir einen höheren hygienischen Standard realisieren. Besonders für die künftig regelmäßigen Eye-Camps wäre eine Kantine sehr wichtig.