mit freundlicher Genehmigung der Westfälischen Nachrichten
Von Klaus Baumeister
MÜNSTER. Eigentlich gibt es keinen Grund, warum die Menschen in Uganda die Pfarrgemeinde St. Mauritz in Obiya Palaro kennen sollten. Obiya Palaro ist ein kleiner Stadtteil der Großstadt Gulu, die wiederum im abgelegenen Norden des Landes liegt – nahe der Grenze zum krisengeschüttelten Südsudan.
»Wir sind die einzige Pfarrgemeinde mit einer Augenklinik.« Pfarrer Cyprian Odongo
Und doch ist Obiya Palaro landesweit bekannt, zumindest bei Menschen mit Augenleiden. Denn die in Münster ansässige Uganda-Hilfe St. Mauritz hat dort gemeinsam mit der Stiftung „Besser sehen“ des Augenarztes Dr. Ralf-H. Gerl eine Augenklinik aufgebaut, die Operationen am Grauen Star durchführt und inzwischen ein riesiges Einzugsgebiet bekommen hat.
„Jeder im Norden Ugandas weiß inzwischen, wo Obiya Palaro liegt“, freut sich der örtliche Pfarrer Cyprian Odongo, der sich derzeit in Münster aufhält. Der Grund, weswegen er gemeinsam mit Bischof Dr. Sabino Odoki die Reise angetreten hat: Die Uganda-Hilfe wird 30 Jahre alt und feiert das Jubiläum am Pfingstsonntag um10Uhr mit einem Festgottesdienst in der Mauritz-Kirche.
Als vor 30 Jahren der Verein gegründet wurde und der Vorsitzende Ulrich SchmitzHövener zum ersten Mal mit dem inzwischen verstorbenen Mauritz-Pfarrer Wolfgang Spindelmann nach Obiya Palaro reiste, hätten sich die Verantwortlichen kaum vorstellen können, dass es auch 30 Jahre später immer wieder Neues zu berichten gibt.
Fünf Jahre zuvor hatte Sabine Schmitz-Hövener den jungen ugandischen Priester Sabino Odoki im Wallfahrtsort Taizé getroffen, sodann zog die zunächst private Freundschaft im jeweiligen Umfeld immer mehr Kreise. In Obiya Palaro wurde auf einem kirchlichen Grundstück ein „dörfliches Entwicklungsprogramm“ gestartet, wie es hieß. Das Ehepaar Schmitz-Hövener gewann Freunde aus dem Familienkreis der Pfarrgemeinde St. Mauritz für das Projekt, die Uganda-Hilfe St. Mauritz wurde gegründet und und fortan immer größer.
Anlässlich des Jubiläums 2023 fällt der Blick zurück auf das, was bislang bereits geschaffen wurde – von der Kita über Schule, Mehrzweckhalle, Geburtsstation, Lehrerwohnungen, Solaranlage, Brunnen, kleiner Kapelle und Krankenstation bis hin zur hochmodernen Augenklinik. Doch Pfarrer Odongo und Vereinsvorsitzender Ulrich Schmitz-Hövener haben auch künftig noch viel vor. Die Arbeit in der Augenklinik, wo deutsche und ugandische Ärzte Operationen durchführen, soll kontinuierlich fortgesetzt werden. Darüber hinaus ist der Aufbau einer Landwirtschaftsschule mit bis zu 500 Schülern geplant.
Nicht zuletzt die CoronaKrise, so Pfarrer Odongo, habe klar gezeigt, wie wichtig die Eigenversorgung mit Lebensmitteln sei, zumal gut bezahlte Jobs im Norden Ugandas unvermindert rar gesät seien. Vielfach sei aber noch die Vorstellung vorhanden, dass man Felder auch ohne eine entsprechende Ausbildung bewirtschaften könne. Das räche sich. Besonders bei Fragen der richtigen Bewässerung herrsche vielfach noch Unkenntnis.
Ein weiteres Standbein der Zusammenarbeit zwischen St. Mauritz in Münster und Uganda ist das Freiwilligenprojekt. Seit 2019 schickt das Bistum Münster regelmäßig junge Menschen im Rahmen der Aktion „Weltwärts“ nach Obiya Palaro. Dort arbeiten sie meist in der Schule oder in der Jugendarbeit.