Besuch im Jahr 2019
Einkaufswahn in Obiya
Diese Woche waren wir ständig einkaufen! Da Cyprian sehr beschäftigt ist, übernehmen wir gerne anfallende Botengänge mit dem Auto. Begonnen haben wir den Marathon mit einem Trip nach Kampala. Um die Bücherei mit ein paar neuen Schulbüchern und Romanen auszustatten, sind wir Freitagmorgen in Richtung Hauptstadt aufgebrochen. In dieser lauten und chaotischen Riesenmetropole konnten wir uns nur mittels Google Maps orientieren, aber mit dem Mambo von Herbert Grönemeyer im Ohr haben wir direkt vor dem Buchladen einen Parkplatz ergattert!
137 Bücher, fünf Plakate und einen Stromausfall an der Kasse später, hatten wir unseren ersten Großeinkauf geschafft.
Ein paar Tage später sind wir wieder unterwegs: diesmal in Gulu, mit tatkräftiger Unterstützung von Schwester Janet. Sie leitet die Schlafsäle, in dem unter anderem Flüchtlinge aus dem Südsudan wohnen. Hier waren einige wichtige Dinge wie Klopapier, Hefte, Stifte, Zahnpasta und Seife ausgegangen. Abends hat Schwester Janet dann an jedes Kind ein Care-Paket für die nächsten Wochen verteilt.
Wieder ein paar Tage später stand die Eröffnung eines Shops an der Einfahrt zum Health Center kurz bevor. Also haben wir im Großhandel uns mit Großpackungen verschiedenster Dinge eingedeckt.
Nach all diesen Shoppingtrips für Obiya haben wir am Wochenende ein paar Stunden im Markt von Gulu verbracht, in dem wir uns selbst einige Stoffe für neue afrikanische Kleidung gegönnt haben!
In der nächsten Woche kommt Sophies Familie vorbei und wir reisen durch den Westen Ugandas.
30.07.2019
Hexendoktoren in Uganda
Unseren heutigen Beitrag widmen wir einem traditionellen und zugleich akutem Thema, welches uns mittelalterlich erscheint: „Witchdoctors“ oder Hexendoktor*innen.
Im vergangenen Winter wurde bereits eine WDR-Dokumentation ausgestrahlt, die auf die zunehmende Problematik der Hexendoktor*innen und des Aberglaubens in Uganda aufmerksam macht. Bereits bei unserem letzten Aufenthalt hier haben wir viele Geschichten über diese dubiosen Personen und deren skurrile bis gefährliche Arten, Probleme zu lösen, gehört. Und doch hat der Glaube an die Fähigkeiten von Hexendoktoren wieder zugenommen. Zunächst einmal möchten wir kurz erläutern, was man unter einem so genannten „Witchdoctor“ versteht.
In Uganda versteht man unter einem „Witchdoctor“ eine Person, die auf alchemistische oder spirituelle Weise versucht Geister zu vertreiben, Beziehungsprobleme zu lösen oder Krankheiten zu heilen. Die Behandlung kann durch Anbetungen von Naturgöttern, über Tränke und Gebräue, bis hin zu Skarifizierungen und sogar durch Menschenopfer erfolgen. Die Menschen zahlen den „Witchdoctor“ oft eine große Menge Geld oder treten Land oder Tiere an sie ab.
In Gulu macht sich in diesen Tagen besonders die Werbung der „Witchdoctors“ bemerkbar. An vielen Straßenlaternen und Strommasten hängen die kleinen Plakate von „Dr. Muzee“, „Dr. Akim“ und vielen mehr. Das sind in der Stammessprache vielversprechende und vertrauenswürdige Namen – und doch geht es nur um schnelles Geld. Auf die Gesundheit der Kundinnen und Kunden wird keine Rücksicht genommen.
Eine befreundete Ärztin hat uns von einem Fall erzählt, der uns die Haare zu Berge stehen ließ. Ein Mann kam mit einem großen, übel riechenden Verband um seinen Arm in das Krankenhaus. Als er diesen abnahm war eine eiternden und von Maden zerfressenden Wunde zu sehen. Sie wurde zuvor von einem Hexendoktor mit Kuhmist eingerieben. Statt der erhofften Heilung kam es unweigerlich zu extremen Entzündungen. Der Arm konnte noch soeben gerettet werden. Dennoch: Oft bricht das Vertrauen in die Witchdoctor erst, wenn Körperteile nicht mehr gerettet werden können oder die Blutvergiftung soweit fortgeschritten ist, dass der Tod naht.
Das Angebot der Hexendoktoren ist vielfältig. Sie versprechen den Babywunsch zu erfüllen, Gerichtsurteile zu beeinflussen, gestohlenes Eigentum wiederzubringen, Beziehungsprobleme zu lösen, Krankheiten zu heilen und sogar eine Penisvergrößerung möglich zu machen. Der Scham und die Angst von den Behörden ertappt zu werden ist so gering, dass sie sogar öffentlich ihre Handynummer angeben. Die folgenden Fotos zeigen Werbeplakate, die wir in Gulu fotografiert haben.
Der Aberglaube und die Verzweiflung lassen die Menschen an derartige Methoden glauben. Besonders in der ländlichen Bevölkerung verfallen die Menschen häufiger den Fängen der Hexendoktoren. Die Kirche und die St. Mauritz Gemeinde Obiya Palaro kämpfen aktiv und verstärkt in Person von Father Cyprian für die Aufklärung der Bevölkerung. Cyprian scheut nicht davor zurück in seinen Predigten grauenvolle Stories zu erzählen und bekannte Hexendoktoren aus der näheren Umgebung öffentlich zu denunzieren. Die Arbeit scheint zumindest in Obiya Palaro Früchte zu tragen. Wir hoffen weiterhin, dass die Anzahl der Hexendoktoren in ganz Uganda zurückgeht. Hierbei hilft in erster Linie Aufklärung und Bildung. Nur so können die scheußlichen Taten der Hexendoktoren aufhören und die Kultur des Aberglaubens auf Dauer verschwinden.
23.07.2019
Ein Jubiläum auf ugandisch
Was braucht man um den 11. Jahrestag seines Priestertums zu feiern? In Deutschland würde ein derart unrundes Jubiläum wohl kaum und wenn dann in kleinem Kreis gefeiert werden.
Nicht so in Uganda. Cyprian lässt die Gemeindemitglieder an seinem Fest teilhaben. Und so wird der große Platz vor dem Priesthouse kurzerhand mit 80 Plastikstühlen bestückt. Auch ein sehr gut genährtes Schwein wird zu seinem eigenen Leidwesen in gegrillter Form zur guten Gemütslage der Besuchenden beitragen. Nach einer Vorstellungsrunde, einer traditionellen Tanzeinlage und zahlreichen Reden wird die Tanzfläche eröffnet und bis in die späten Abendstunden gelacht, getanzt und gequatscht. Ein gelungenes Jubiläum, von dem Cyprian noch lange erzählen wird.
Am Sonntagnachmittag entschlossen wir uns schließlich unseren Pizzaofen, den wir letztes Jahr gebaut haben, anzufeuern. Kurz bevor der erste Pizzateig ausgerollt war, wütete ein starkes Gewitter über Obiya Palaro – eine wahre Bestandsprobe für den Ofen. Als die fünf Pizzen schließlich erfolgreich gebacken waren, reichte die Hitze immer noch um ein paar Maiskolben zu grillen. In den kommenden Wochen werden wir noch einige Pizzen genießen!
Während des Head of Department-Meetings wurde der Wunsch eines Laminiergeräts und einer einfachen Buchbindemaschine an uns herangetragen. Dank der zahlreichen Spenden, die uns in den letzten Wochen erreicht haben, werden wir uns in den nächsten Tagen darum kümmern, die Angebote der Bücherei weiter auszubauen. Es freute uns sehr zu sehen, dass die Bücherei im Ort zunehmend an Bedeutung gewinnt – besonders, dass der Kindergarten jeden Mittwoch zum Lesen in die Bücherei kommt. Mittlerweile kann durch die Einnahmen des Fotokopierers bereits das Gehalt der Mitarbeiterin Hanneth gezahlt werden. Hoffentlich können wir in Zukunft auch kleine Gewinne erzielen, mit denen andere Projekte unterstützt werden!
19.07.2019
Die Ereignisse überschlagen sich! Kaum ist man hier, geht’s rund in der Mottenbude?!
Am Dienstag sind Steffen und ich müde und erschöpft in Entebbe gelandet. Luzia und unser Fahrer haben uns angeholt und noch am gleichen Tag nach St. Mauritz gefahren. Dort wurde dann schon mit einem Festschmaus und vielen Freunden auf uns gewartet!
Pünktlich um 6 am nächsten Morgen hat mal wieder die Glocke geläutet. Daran muss ich mich wohl erst noch wieder gewöhnen… Es war laut und erschreckend wie beim ersten Mal. Am Mittwoch sind wir nach Parak zu Father Cyprians Eltern gefahren. CPs Neffe hatte für uns ein kleines Fest organisiert. Tagsüber haben wir einen langen Spaziergang durch den Busch gemacht. Alfons, CPs älterer Bruder, wollte uns seine jüngste Tochter vorstellen! Die kleine Judith von drei Monaten hat dann ihre Namensverwandte Judith aus Deutschland (eine weitere Freiwillige, die leider morgen abreisen muss☹) kennengelernt. Das verrückte an der kleinen Judith ist, dass sie jünger ist, als ihre Nichte! Alfons hatte nach 10 Jahren „aus Versehen“, wie er sagt, noch ein Kind bekommen. Der älteste Sohn hingegen ist bereits 28 Jahre und hat eine ältere Tochter!
Spaziergang im Gänsemarsch Judith und Judith
Abends haben wir dann mit vielen Freunden gegessen und gelacht. Man ist so schnell wieder im Uganda-Modus, das hat uns alle überrascht!
Donnerstag haben wir endlich einen langen Spaziergang über das Projektgelände gemacht und uns die vielen Fortschritte angeguckt. Wie viel in einem Jahr passieren kann. Besonders das Krankenhaus sieht so cool aus! Vor einem Jahr noch hat Steffen die Putzarbeiten überwacht und alle weiteren Schritte ausgeklüngelt und jetzt werden hier schon Patienten behandelt und versorgt! Es sieht super schick aus und alle sind stolz wie bolle.
Und heute – heute ist ein Tag zum Feiern!
CP hat sein 11jähriges Priesterjubiläum und abends sind viele Gäste eingeladen und es wird – mal wieder – gefeiert. Und vorhin waren wir bei Kevin im Krankenhaus, da sie heute ihr erstes Kind bekommen hat! Mama und Sohn sind gesund und wohlauf und der Kleine ist so süß, dass es uns Volunteers fast ein paar Freudentränen gekostet hat. Ich bin so froh, dass wir in den nächsten Wochen den Kleinen mit begleiten können und ich freu mich so für die beiden Eltern!
So, jetzt muss ich aber Schluss machen – ich muss mich noch in ein afrikanisches Kleid „zwängen“, damit wir später auch authentisch aussehen!
Viele liebe Grüße und hoffen wir, dass es nächste Woche etwas ruhiger wird – so ein vollgepacktes Programm, wo ein Highlight das nächste jagt, ist wirklich anstrengend!
November 2017 bis April 2018 – der erste Besuch
Liebe LeserInnen und Gemeindemitglieder,
wir, das sind Sophie B. und Steffen L., erwarten voller Vorfreude unseren fünfeinhalb monatigen Aufenthalt in Obiya Palaro. Die Impfungen sind abgeschlossen und die Koffer sind so gut wie gepackt. Es kann also am Montag endlich losgehen!
Zunächst möchten wir uns ganz kurz vorstellen: Sophie ist 22 Jahre alt und studiert Medizintechnik in Münster. Steffen, 24 Jahre, hat grade sein Bauingenieurstudium beendet.
Wir freuen uns schon sehr auf alle Erfahrungen, Eindrücke und Menschen, die unsere Zeit prägen werden. Zu guter Letzt hoffen wir auf ein wenig Glück bei der Gepäckkontrolle am Flughafen, damit das Blasorchester in Obiya eine neue Tuba bekommt!
16.11.2017 – Die ersten Tage in Obiya Palaro
Irii Maber? Atye maber – aus Uganda. Das heißt so viel wie „Guten Morgen, wie geht’s dir?“- „Mir geht’s gut“ Uns geht’s tatsächlich sehr gut! Nun ist schon unser dritter Tag in Ugandas Norden, aber fehlendes Internet und wenig Zeit haben einen bisherigen Block-Eintrag verhindert.
Unsere Reise über Frankfurt und Addis Abeba endete schließlich in Entebbe, wo Father David aus der Nachbargemeinde von Obiya Palaro uns schon erwartete! Nun begann der eindrucksvollste Teil unserer langen langen Reise! In Kampala kann man kaum einen Meter fahren, ohne von fünf Motorrädern geschnitten und von zehn Verkehrsteilnehmern angehupt zu werden. Fr. David war dabei keine Ausnahme und brachte uns so sicher durch die verstopfte Hauptstadt. Danach ging es strikt nach Norden in Richtung Gulu. In einer der zahlreichen Siedlungen, in denen sich der komplette Alltag am Straßenrand abspielt, ließ uns Fr. David zum ersten Mal das köstlich-süße Obst Ugandas testen. Kaum hatten wir mit dem Auto angehalten, wurden wir von unzähligen Händlern belagert! Weiter ging der wilde Ritt – Fr. David hat alle Verkehrsteilnehmende abgehängt, damit wir kurz vor dem Sonnenuntergang noch einen Blick auf die Karuma Falls erhaschen könnten, wo die gewaltigen Wassermassen des Nils unter unserer Straße durchrauschten.
In Obiya Palaro endlich angekommen, begrüßte uns Fr. Cyprian sehr herzlich und wir genossen unsere ersten typisch ugandischen Gerichte. Dazu gab es ein kühles frisches Nile-Bier – „Yok“!
Am nächsten Tag saßen wir um sechs Uhr früh senkrecht im Bett als die Kirchenglocken, lauter und länger als erwartet, ertönten! Jeden Morgen um sieben Uhr gibt es einen kleinen Gottesdienst mit Cyprian. Es war herzerwärmend zu sehen, wie oft über fünfzig Kindergartenkinder auf ihn zustürmten, als der Segen verteilt wurde! Ein guter Start in den Tag 🙂
Anschließend gab es eine kleine Führung über das große Gelände. Überall wurden wir freundlich und herzlich empfangen. Hoffentlich können wir uns diese ganzen Namen schnell merken.
Abends haben wir der Fußballmannschaft von Obiya Palaro bei ihrem abendlichen Training zugeguckt. Steffen wurde direkt eingeladen am nächsten Tag dazu zustoßen. Heute, an unserem dritten Tag in Uganda, haben wir einen ersten Einblick in unseren künftigen Arbeitsalltag bekommen. Im Health Centre kamen Groß und Klein um eine Diagnose und Behandlung zu bekommen. Dafür werden viele verschiedene Tests gemacht. Zum Glück gab es heute keine Malaria-Patienten. Besonders erleichtert waren wir, als die Testergebnisse eines dreijährigen Jungen und die einer 81-jährigen Frau negativ ausfielen!
Wie angekündigt, hat Steffen heute sein erstes Fußball-Training bestritten. Die lauffreudigen Ugander brachten ihn ordentlich ins Schwitzen, allerdings können sie sich vom taktik-geprägten deutschen Fußball noch was abgucken. Steffens Mannschaft konnte am Ende mit einem erfreulichen 5:1-Sieg zum Abendessen verschwinden.
18.11.2017 – Der Alltag beginnt
Wow, schon wieder zwei Tage vorbei! Heute ist auch hier Wochenende. Gestern wurde weiter im Health Center untersucht, getestet und behandelt. Mittlerweile können wir auch fast alle Namen unserer Arbeitskollegen. Es macht wirklich großen Spaß im Laboratory mitzuhelfen. Obwohl es im Moment eher zugucken und lernen heißt. George, oder Boy, wie der Laborassistent auch genannt wird, ist sehr geduldig und erklärt alles. Heute hab ich meinen ersten Malaria-Parasiten unter dem Mikroskop erkannt und bin direkt zu Steffen gelaufen um ihm ihn auch zu zeigen! George sagt, seit er im Health Center arbeitet, sind die Malariafälle zurückgegangen. Das liegt wohl an der besser werdenden medizinischen Versorgung und einer flächendeckenderen Nutzung von Moskito-Netzen über dem Bett. Die übertragenden Moskitos fliegen nämlich hauptsächlich nachts.
Am Nachmittag dann ist Fr. Cyprian mit uns ein erstes Mal nach Gulu gefahren. Er wollte uns sie Stadt kurz zeigen, bevor wir auf eigene Faust dorthin fahren. Außerdem wollte er uns helfen eine neue SIM-Karte zu besorgen. Anschließend sind wir zu SHoly Rosary, der Gemeinde von Fr. David und Fr. Eric, mitten im Herzen von Gulu, gefahren. Das war ein sehr lustiger Abend und es wurde viel gelacht. Die drei kennen sich schon ewig und haben tausend lustige Geschichten parat. Oft wird aber auch kritisch über die politische Situation in Uganda und besonders aktuell in Simbabwe gesprochen.
Heute ist Samstag, also Wochenende. Es ist auf einmal ganz ungewohnt still während und nach dem morgendlichen Gottesdienst, weil der Kindergarten zu hat. Steffen und ich nutzen den Vormittag um unsere Jungfernfahrt mit einem Boda Boda, also einem kleinen Motorrad-Taxi, zu bestreiten. Wir wollen noch einmal nach Gulu Town, da meine SIM-Karte nicht funktioniert. In Gulu ist alles voller Menschen und Händler, die einem alles verkaufen können. Im Anschluss an den Telefon-Laden gehen wir in die riesige Markt-Halle. Steffen liebäugelt mit dem gelben, gefälschten Uganda-Trikot, das dort für umgerechnet 4 € angeboten wird. Es ist knallgelb. Vielleicht nächstes Mal 🙂
So, was der Abend bringt werden wir noch sehen, wir gehen jetzt erstmal eine Runde im Dorf spazieren.
Viele Grüße ins kalte Deutschland,
Steffen und Sophie
21.11.2017
Das Wochenende über haben wir uns mit der ugandischen Lebensweise vertraut gemacht. So ging es zweimal per Boda Boda in die Stadt. Probleme mit dem heimischen Telefonanbieter konnten wir im wahrsten Sinne des Wortes aussitzen und die restlichen Utensilien, die man im Alltag benötigt, konnten wir sogar am Sonntagabend in Gulu noch besorgen. Zuvor kam uns die Ehre zu Teil, uns vor der versammelten Gemeinde gleich in zwei aufeinander folgenden Gottesdiensten vorzustellen. Es kommt hier in Uganda durchaus vor, dass in der Messe laut gelacht wird. Was für uns Deutsche untypisch erscheint, offenbarte sich als durchaus modern und zeitnah. Montag ging es schließlich wieder zur Arbeit. Sophie musste bereits einige Krankheiten identifizieren und es fällt ihr immer leichter die kleinen Bakterien zu unterscheiden. Die seltenen Einblicke in die mikroskopisch kleinen und 100-fach vergrößerten Zellen, Parasiten und Eier bleiben für mich, aufgrund mangelnder Kenntnisse, jedoch reine Kaffeesatz – Leserei. Dennoch komme auch ich nicht drum herum, nicht im Health Centre II zu arbeiten. Hier vor Ort gibt es nur einen einzigen Fahrer für den Krankenwagen. Dieser hat kurzerhand entschieden mir das Fahren des Krankenwagens beizubringen. Was erstmal relativ leicht klingt, stellte für mich bereits in der ersten Fahrstunde eine große Herausforderung dar. Bei extrem hügeliger Straße, fehlendem Asphalt und Linksverkehr wurde ich zu Beginn sogar noch von den Boda Bodas überholt. Frei nach dem Motto, „aufgrund schlechter Straßenverhältnisse ist noch niemand gestorben, an langsamen Ambulanzfahrern schon“ wurde mir eindrucksvoll die mutige Fahrweise erklärt und vorgeführt. Die Ausbildung zu einem Krankenwagenfahrer in Uganda wird sich noch ein paar Wochen hinziehen.
25.11.2017
Der zweite Teil der Woche war voller außergewöhnlicher Ereignisse. Am Donnerstagmorgen nach dem Gottesdienst hat Fr. Cyprian uns in eine Nachbargemeinde mitgenommen. Dort wurde eine neue Kirche eröffnet. Dafür sind rund 2000 Gäste, 10 Priester und sogar der Erzbischof von Gulu, John Baptiste Odama, angereist. Nachdem die bunte Kirche feierlich eröffnet war, wurde ein 7,5-stündiger (!) Gottesdienst draußen gefeiert. Es wurde gesungen, getanzt, gelacht und viel, viel Acholi gesprochen – es wird wirklich Zeit für unsere Acholi-Stunden! 169 Erstkommunionen, zwei Hochzeiten und die Graduation von fünf Katecheten später, hatten wir es geschafft. Dass wir kaum ein Wort in dieser Messe verstanden haben, ließen wir uns selbstverständlich nicht anmerken. Im Anschluss gab es Essen. Das bedeutet, dass ungefähr 10 Frauen den ganzen Tag gekocht haben, um dann die 2000 Gäste zu verköstigen. Am Buffet haben wir verzweifelt nach Besteck Ausschau gehalten, doch spätestens als wir den Erzbischof genüsslich seinen Hähnchenflügel abnagen sahen, war klar, dass wir den Teller mit den bloßen Händen leeressen mussten. Der Teller war gefüllt mit Reis, Bohnen, Hühnchen, Spinat und Fleisch, welches nur schwer einem Tier zugeordnet werden konnte. Also absolut ungeeignet für ungeübte Europäer. Fr. Cyprian und der Erzbischof haben sich köstlich amüsiert, als wir ungeschickt Bohnen, Soße und Reis mit dem Zeigefinger vermengten! Nach dem leckeren Mahl sind wir noch zu der naheliegenden Gemeinde in Anaka gefahren. Einem gemütlichen Feierabend-Bier folgte das zweite Abendessen. Wieder mit Erzbischof Odama. Wirklich eine Ehre! In seiner Predigt, der einzige englische Teil der Messe, hat er unter anderem über Bildung von Jungen und Mädchen als wichtiges Gut für die Zukunft gesprochen und beim Essen diskutierte er über wichtige politische Themen in Afrika – er ist wirklich ein großer Mann. Er hat uns sogar zu seinem Sitz in Gulu eingeladen und Cyprian versprochen im nächsten Jahr drei Tage in St. Mauritz zu verbringen.
Am Freitag dann stand das nächste große Fest in St. Mauritz an: die ältesten Vorschulkinder haben ihren Abschluss und gehen im nächsten Jahr auf die Primary School. Die Eltern hatten dafür ein wirklich schönes Fest organisiert. Mindestens 1000 Kinder und Eltern marschierten im Takt der Brass Band um das Dorf. Danach wurde wieder gesungen und getanzt.
Und heute, am Samstag nutzen wir die Gelegenheit um die erlebten Tage etwas sacken zu lassen. Nach fast zwei Wochen konnten wir die ersten Regentropfen auf unserer Haut genießen. In der nun beginnenden Trockenzeit wird es nach Aussagen der Einheimischen monatlich wohl nur noch einmal regnet. Mit dieser sehr frühzeitigen Prognose für hervorragendes Weihnachts- und Neujahrswetter in Gulu, grüßen wir gerne das durch Schmuddelwetter geplagte Deutschland.
10.12.2017
Die Wochen fliegen förmlich davon! Dienstag sind wir bereits vier Wochen in Uganda. Für uns gibt es hier wirklich eine Menge zu tun. Dennoch sind wir frohen Mutes, dass die Arbeiten auf der Baustelle in naher Zukunft weitergehen. In den vergangenen Wochen haben uns sehr viele Menschen gesagt, dass das Krankenhaus ein großer Segen für die Region sein wird. Die Notwendigkeit des Krankenhauses steht hier definitiv außer Frage!
Am Samstag besuchten wir einen Freund, der einen kleinen Workshop betreibt, indem Schulabbrecher handwerkliche Tätigkeiten erlernen können. So können die Schulabbrecher ein geringes Einkommen generieren. Das Projekt wird finanziell unterstützt und am Ende des Lehrgangs muss eine Prüfung abgelegt werden, die zertifiziert wird. Wir probierten uns selbst an einem kleinen ledernen Schlüsselanhänger.
Am vergangenen Montag besuchten wir Cyprians Eltern auf dem Land. Eine große Ehre für uns. Obwohl seine Eltern kein Wort Englisch sprechen, spürten wir sehr deutlich ihre Gastfreundlichkeit. Das Leben dort übertrifft jede Beschreibung vom ländlichen afrikanischen Dasein. Das Grundstück ist gewaltig groß, Nachbarn lassen sich auf den ersten Blick nicht feststellen. Als wir von 2 der 10 Geschwister über das Grundstück geführt wurden, erblickten wir zwischen Gräsern und kleinen Feldern auf denen alles wächst was man in Uganda zum Leben braucht, vereinzelte Rundhütten. Öffentliche Strom- und Wasserversorgung sucht man hier selbstverständlich vergeblich. Was in Deutschland unvorstellbar ist, wird hier in Perfektion betrieben: Ein völlig autarkes Leben. Ein Stück Land ist alles was der Ugander dafür braucht. Auf diesem werden Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe, Tauben und Hühner gehalten. Dementsprechend fiel auch die Auswahl für das Gastgeschenk aus. Aber seht selbst auf den Fotos ? Gemüse und Früchte wachsen hier ebenfalls zuhauf. Es war ein wirklich spannender und interessanter Aufenthalt in einer völlig natürlichen Region. Wir genossen eine leckere Flasche Nile Bier, als die Sonne langsam am Horizont der flachen Ebene Nordugandas verschwand.
Am Freitag waren wir abends mit Fr. Cyprian Pizza essen. Das war ein Gaumenschmaus! Wir mögen das traditionelle ugandische Essen echt gerne, aber manchmal gelüstet es einen doch nach einer dicken, leckeren Pizza!
15.12.2017
Von weihnachtlicher Stimmung kann man immer noch nicht sprechen. Während in Deutschland wieder ein „Schneechaos“ tobt, wird es hier von Tag zu Tag wärmer und trockener.
Die Arbeit macht wirklich großen Spaß und wir kommen gut voran. Die Pläne für das Hospital werden nun immer konkreter und Fr. Cyprian hat ein großes Team an kompetenten Menschen für die Einrichtung und die Betreibung um sich geschart. Natürlich kommen ständig neue Fragen auf. Wie zum Beispiel „Wie viel kosten eigentlich Cruzifixe, die wir über die Türen hängen können“, „Wie steil darf wohl die Rampe auf die Veranda sein?“, „Sollen wir die Klotür wirklich noch umsetzen?“ und „Brauchen wir für den Bevölkerungsteil, der auf Kloschüsseln ungeübt ist, ein Loch im Boden um Unfälle und falsche Benutzung zu vermeiden?“.
Aber auf jede Frage wird die qualifizierteste Antwort gesucht und wir hoffen, dass wir bald zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts zur Tat schreiten können. Während Steffen und Cyprian zwischen den ganzen Ingenieuren vermitteln und Absprachen tätigen, mache ich mir einige Gedanken über die nötige Ausstattung, und die Organisation. Wie werden in Zukunft die Patientenakten geführt und wie kann man den Mitarbeitern am besten dem Umgang mit Computern beibringen…
Letzte Woche haben wir uns eine lokale Schreinerei angeguckt, um Möbel für das Krankenhaus auszusuchen und eventuell in Auftrag zu geben. Ganz verrückt zu sehen, wie viel Mahagoni hier verbaut wird, welches in Deutschland wirklich sehr sehr teuer ist!
Vor einigen Tagen hat Fr. Arasu bei uns übernachtet. Er arbeitet eigentlich auch in einer lokalen Gemeinde in Gulu, doch im Moment hängt sein Herz an einer neuen Gemeinde, die in einem nahegelegenen Flüchtlingscamp entsteht. Er hat einiges aus dem Camp erzählt und uns eingeladen uns von den Zuständen dort ein eigenes Bild zu machen. Ich bin sehr gespannt, aber auch etwas ängstlich, was uns da erwarten könnte. Der Bürgerkrieg im Südsudan vertreibt täglich viele Menschen, die Schreckliches erlebt haben. Es ist gut, dass Menschen wie Fr. Arasu sich dort einmischen und den Menschen Alltag und Hoffnung geben.
So, das war‘s dann wohl erstmal von uns, allen einen schönen Start ins dritte Adventswochenende und trinkt einen Glühwein für uns mit!
Steffen und Sophie
23.12.2017
Den heutigen Blog widmen wir dem Thema Weihnachten. Schließlich feiern wir beide dieses Jahr auf einem anderen Kontinent und in einer anderen Kultur Weihnachten.
Wir Deutsche haben eine präzise Vorstellung von Weihnachten und der Weihnachtszeit.
Spekulatius ab August, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, dicke rote Kugeln am Tannenbaum und jeden Tag ein Schokolädchen im Adventskalender. Aber für viele bedeutet diese Zeit auch Stress, lange Arbeitszeiten, überfüllte Läden und unzählige Weihnachtsfeiern, die man nie alle unter einen Hut kriegt. Ganz zu schweigen von den Geschenken. Zwar hat man in dem Moment, wo man sie auspackt wieder vergessen, wie viele Nerven und Geld sie vorher gekostet haben, aber ein paar graue Haare pro Jahr stammen wohl aus der Weihnachtszeit.
Wir können euch sagen, hier ist das alles anders. Bisher wurden wir nur selten an das bald anstehende Fest erinnert. Dieses ganze Brimborium um Geschenke, Deko und Geschichten über den Weihnachtsmann ersparen sich die Ugander. Hier hat Weihnachten noch nicht das kommerzielle Level erreicht, das in Deutschland selbstverständlich ist. Hier feiert man die Geburt Jesu, nicht mehr aber auch nicht weniger.
Ähnlichkeiten gibt es dennoch. Der Aufwand, der für das abendliche Festessen betrieben wird, ist durchaus vergleichbar. Eventuell toppt Uganda hier Deutschland sogar, denn ich kenne kaum Deutsche, die voller Stolz ihr Schwein selber schlachten und mit der ganzen Familie zubereiten. Seit Wochen sind die Preise für Hühner, Ziegen und Schweine (lebend natürlich) teurer geworden. Nicht umsonst wünscht man sich zu Weihnachten „cam karama maber“, also „Ein leckeres Festessen!“
Zum ersten Weihnachtstag hat Fr. Cyprian uns zu seiner Familie eingeladen. Darauf freuen wir uns ganz besonders. Das Fest der Familie sollte man im Kreise (s)einer Familie feiern.
Wir wünschen euch allen ein gesegnetes und stressfreies Weihnachtsfest und ein leckeres Festmahl!
Bis bald,
Steffen und Sophie
26.12.2017
Frohe Weihnachten!
Wir haben den gröbsten Weihnachtsrummel jetzt schon hinter uns. Es war wirklich ein schönes Fest. Gestern, am ersten Weihnachtstag haben wir zusammen mit Cyprian seine Eltern besucht. Einen ganzen Nachmittag haben wir allen Tieren beim Grasen zugeschaut. Die Highlights waren das kleine Babyschwein, das zwei Tage alte Lamm, das hinter seiner Mama her gestakst ist und die acht kleinen Hundewelpen, die neugierig die Umgebung erkundet haben.
Viel Lob erhielten wir für unser afrikanisches Outfit, das wir zusammen mit unserer Freundin Kevin ausgesucht hatten. Extra zu Weihnachten hat sie uns ihrer Schneiderin vorgestellt, die uns die Klamotten auf den Leib geschneidert hat. Die schrillen Stoffe sind wirklich ein Traum und vermutlich wird es nicht das letzte bunte Kleidungsstück in unserem Schrank bleiben.
Wir genießen heute noch entspannt Steffens Namenstag und fahren mit Cypi zu einem nahegelegenen Fluss, wo wir die Weihnachtszeit mit einem kühlen Bier ausklingen lassen. Vielleicht sehen wir sogar einen kleinen Wasserfall, jedoch wird der Wasserpegel durch die Trockenzeit bestimmt. Der letzte Regen fiel vor über vier Wochen…
01.01.2018
Wir wünschen euch allen ein frohes neues Jahr!
Mit diesem Montag endet eine klasse Woche voller verschiedener Ausflüge.
Angefangen hat die Woche mit dem schon erwähnten Trip zu Cypis Eltern. Am Dienstag dann haben wir uns nachmittags spontan auf den Weg zu den nahe gelegenen Wasserfällen „Aruu Falls“ gemacht. Father Eric und Father Cyprian brauchten nach den stressigen Weihnachtstagen dringend einen Tapetenwechsel. Also düsten wir im Laufe des Nachmittags los. Wie bereits im letzten Blogeintrag angekündigt, hatte Cyprian uns keine großen Hoffnungen gemacht. Es handle sich um einen kleinen Wasserlauf, der nur wenig Wasser führe. Angekommen mussten wir allerdings feststellen, dass mit kleinen Wasserfällen ein rauschender 30 Meter hoher Wasserfall gemeint war! Cypi meinte daraufhin mit einem Achselzucken, dass die Murchison Falls größer seien. Es war wirklich Erholung pur auf den warmen Steinen vor den tosenden Wassermassen zu sitzen.
Am nächsten Tag stand der nächste Ausflug an. Diesem bedeutendsten der Ausflüge werde ich in diesem Blog allerdings die geringste Aufmerksamkeit schenken, da wir darüber noch einen ausführlichen Bericht auf der Homepage veröffentlichen. Soviel sei nur gesagt: ein ganzer Bus junger Ugander macht sich auf den Weg um zum ersten Mal in ihrem Leben die afrikanische Tierwelt zu bestaunen…
Schließlich am Sonntag sind wir mit Kevin und weiteren Freunden von ihr zu einem historischen Sklavenhandelspunkt gefahren. Eine kleine Erhebung nahe Gulu wurde früher von den Arabern als geheimen Sklavenhandelspunkt über mehrere Jahre genutzt. Von hier wurden die gefangenen Sklaven aussortiert und die „schönen und starken“ über die Grenze in den Sudan transportiert. Man konnte sogar die Einkerbungen auf den Steinen sehen, die früher als Exekutionsort genutzt wurden. Die toten Körper wurden achtlos den Berg runterkullern lassen und dort von Löwen und Hyänen aufgefangen. Im 19. Jahrhundert dann hat der Engländer Sir Samuel Baker den Hügel befreit.
Man hatte tatsächlich einen wunderschönen Blick von oben auf das Umland und der gute Führer hat diesen geschichtsträchtigen Ort, der auch zur Zeit der Rebellen als Rückzugsort genutzt wurde, zum Leben erweckt.
Abends haben wir dann mit Kevin in Gulu ins neue Jahr hereingefeiert.
05.01.2018
Freitag 14:03 Uhr: Das Mittagessen ist grade beendet. Wir verspeisen zum Nachtisch genüsslich eine Papaya. Die Stimmung ist ausgelassen, es werden Witze gerissen – schließlich liegt schon ein kleiner Hauch von Wochenende in der Luft. Wir schmieden Pläne für die nächste Woche, als Cyprian plötzlich unkonzentriert und abwesend wirkt. Einem hektischen Seufzer folgt ein Schlag mit der flachen Handinnenseite auf seine maximal-pigmentierte, leicht schwitzende Stirn. Offensichtlich hat er etwas Wichtiges vergessen.
Noch bevor wir wissen worum es sich handelt, sitzen wir mit Schreibutensilien und Messgeräten bewaffnet in seinem Geländewagen. Cyprian lacht. Es macht den Anschein als würde ihm das Kommende gute Laune bereiten. Wir fahren in ein naheliegendes Dorf, das Teil der St. Mauritz Gemeinde ist und ein ambitioniertes Ziel verfolgt: Den Bau einer kleinen Kirche! Wir sollen die Umsetzung unterstützen. In Uganda muss man spontan sein, soviel wissen wir bereits. Dennoch brennen tief in mir und meinem (deutschen) Verständnis vom Bauen einige Fragen, die ich zum Ausdruck bringe. Während der zehnminütigen Autofahrt klären wir die Randbedingungen:
Größe der Kirche? – Klären wir vor Ort
Standort der Kirche? – Legen wir vor Ort fest
Kostenpunkt? – Es wurden 4.000.000 UGX von der lokalen Bevölkerung gesammelt, etwa 1.000€
Baugenehmigung? – „Wir bauen auf dem Land, da kann man bauen wie und wo man will“
Auf welchem Fleck der Erde kann man so unbekümmert ein Gebäude planen? Auch wenn das Budget knapp ist, kann man mit dieser Summe in Uganda viel erreichen.
Eine sehr schlechte und staubige Sandpiste führt uns zur Primary School des Dorfes. Nachdem wir trotz der Verspätung sehr herzlich begrüßt werden, erläutert die Schulleiterin die Notwendigkeit einer Kirche. Wir versammeln uns auf dem Vorplatz der Schule. Die Sonne steht nahezu senkrecht am Himmel. Ich frage wo die Kirche errichtet werden soll. Die Schulleiterin deutet mit dem Finger auf eine freie Fläche neben den Schulgebäuden. Die Luft flimmert über dem ausgetrockneten, heißen Boden. Als wir die Stelle erreichen, liegen sämtliche Erwartungen bei uns. Dann geht alles ganz schnell: Wir positionieren einen alten Ziegelstein wahllos senkrecht auf dem Boden. Kurzerhand einigen wir uns auf eine Breite von acht Metern und eine Länge von 14 Metern. Drei weitere Ziegelsteine bilden die Eckpunkte des späteren Gebäudes. Wir winkeln solange hin und her bis schließlich auch die Diagonalen auf den Zentimeter genau stimmen. Vor uns auf dem unebenen und steinigen Boden liegt nun ein Rechteck, markiert durch vier Ziegelsteine, die den Eindruck erwecken schon bei bloßer Reibung mit den Händen in Sand zu zerfallen. Ich sage süffisant: Ungefähr hier könnte einmal eine Kirche stehen. Könnte… Konjunktiv? Das kennt der Ugander nicht. Hier wird angepackt! Noch ehe ich meine Aussage beendet habe, beginnen hinter uns zwei Männer den Umriss frei zu graben. Bauen kann so einfach sein. Es ist keine 45 Minuten her, als wir noch die süßen Schätze des fruchtbaren ugandischen Bodens genossen und jetzt haben wir bereits den Grundstein zur Erstehung eines kleinen Gebetssaals gelegt. Zwischen diesen vier Steinen wird in den kommenden Wochen mit einfachsten Mitteln ein Gebäude entstehen. Die Wände, sagt Cypi, werden wir als letztes ziehen. Falls das Geld vorher ausgeht, reicht es fürs Erste, wenn Fundament, Säulen und Dach stehen.
Es gibt sicherlich nicht mehr viele Orte auf dieser Erde, an denen Spontanität, Theorie und Praxis so frei umsetzbar sind. In Uganda scheint alles möglich zu sein.
Dieser Freitag offenbart uns allerdings auch, dass Cyprian in den letzten zwei Monaten mit seinen Pflichten als Priester, Geschäftsführer, Bauleiter, Deutschlandkorrespondent und Freiwilligen-Babysitter völlig ausgelastet war. Wie könnte sonst ein Priester fast die Planungen zur Vergrößerung der Gemeinde verschlafen, wenn er sich doch seit Jahren mit Herzblut dafür einsetzt, dass die Gemeinde (zusammen-) wächst! Wie passend, dass wir vor einigen Wochen festgelegt haben am Montag in den Süden Ugandas zu reisen. Wir melden uns dann am nächsten Wochenende erholt und mit brandneuen Nachrichten zum Krankenhaus zurück.
21.1.2018
Ups, da haben wir doch glatt vergessen über unseren Urlaub zu berichten!
Aber gerne schwelgen wir für euch nochmal in den Erinnerungen der vorletzten Woche – die war wirklich top! Am Montag sind wir sehr früh losgefahren, denn wer auf eine Karte guckt, kann erkennen, dass unser Ziel, der Lake Mburo Nationalpark sehr weit im Süden Ugandas angesiedelt ist. Das größte Hindernis auf dieser Reise ist die Hauptstadt Kampala. Hier kann man zu den Stoßzeiten gut und gerne mal 3 – 4 Stunden im Stau stehen. Ziel war es also so früh wie möglich daran vorbeizuschlüpfen, was uns auch erstaunlich gut gelungen ist.
Und so kommt es, dass wir und bereits um 2 Uhr mittags im Lake Mburo Nationalpark auf die Suche nach einer Unterkunft und einer leckeren Mahlzeit machten. Dieser Nationalpark ist wirklich so schön und vor allem noch nicht von Touristen überrannt, dass es den perfekten Start in unseren Kurzurlaub darstellte. Zwischen unseren Rundhütten spielte eine Familie Warzenschweine und die kleinen Vervet-Affen hingen in den Bäumen. Abends haben wir dann mit einem Führer aus dem Park einen Nacht-Game-Drive gemacht – also im Auto auf der Suche nach wilden Tieren. Die bekamen wir nach 100 Metern auch direkt zu Gesicht, als auf der rechten Seite ein riesiges Nilpferd von uns beim Grasen gestört wurde. Impalas (hübsche Gazellen mit überdimensionierten Hörnern), Wasserböcke, ein Buschbaby, Kaffernbüffel und Zebras kreuzten unseren Weg, während sich die Leoparden leider die ganze Nacht versteckten. In der Nacht musste Cyprian dann erst eine Herde Impalas verscheuchen, um in seine Rundhütte zu kommen.
Am nächsten Tag haben wir noch einen weiteren Game Drive im Tageslicht unternommen und der Führer konnte uns so viel über alle Tierarten erzählen. Ein weiteres Highlight waren die acht Giraffen, die durch die Wald-Savanne zogen und die riesige Herde von Zebras.
Unser nächstes Ziel war eine Grundschule nahe Mbarara. Hier arbeitet ein befreundeter Priester, Father Paul, der uns in seiner Schule ein paar Nächste Unterkunft geboten hat! Die ugandische Gastfreundschaft zieht sich also vom Norden bis in den tiefsten Süden des Landes.
Am Donnerstag dann sind wir zusammen mit Fr. Paul zum Queen-Elisabeth-Nationalpark aufgebrochen. Beim Beziehen unserer geräumigen Unterkunft im Nationalpark wurden wir zunächst eingewiesen, nicht die Türen aufzulassen und sowohl tagsüber als auch nachts draußen besonders vorsichtig zu sein. Gerne verirren sich Kaffernbüffel, Affen, Wasserböcke, Elefanten und manchmal auch Raubtiere in unseren Garten.
Nachmittags haben wir eine Bootstour über den Kazinga-Kanal gebucht, der die beiden großen Seen Lake Edward und Lake George verbindet. Schon nach ein paar Minuten konnten wir vom Wasser aus eine große Herde Elefanten und eine noch größere Herde Kaffernbüffel bei ihrem Bad im Kanal beobachten. Später haben wir Krokodile, mehr Elefanten, Vögel aller Art und viele, viele Nilpferde gesehen.
Am Samstag sind wir dann wieder nach Gulu aufgebrochen. Ich könnte noch weiter ausholen, aber ich habe gehört, dass im Moment das Wetter in Münster eine Zumutung ist, daher wollen wir den Finger nicht noch tiefer in die Wunde legen.
23.01.2018
Die letzte Woche wurde dann von 0 auf 100 direkt sehr geschäftig. Unsere vielen kleinen und großen Projekte organisieren sich schließlich nicht von allein. Steffen rotiert mit den hiesigen Ingenieuren auf der Baustelle hin und her, Cyprian macht seinen üblichen Spagat zwischen priesterlichen Pflichten, Bauherr und Projektleiter und ich arbeite mit den Angestellten des Health Centers an deren Computer-Kenntnissen und versuche eine Liste mit allem nötigen Geräten, Medikamenten etc zu erstellen.
01.02.2018
Halbzeit:
Derzeit vergehen die Tage sehr schnell. Die Baustelle boomt und man fällt abends müde ins Bett, weil der Tag so voll war! Ständig muss noch etwas besorgt werden, die Arbeiter brauchen neue Instruktionen. In manchen Fällen preschen sie mit ihrer Arbeit auch vor, dann muss man sie zurückpfeifen und es neu machen lassen.
Gleichzeitig arbeiten Steffen und ich abends gerne in CPs Garten hinter seinem Haus. Hier versuchen wir grade Salat, Möhren und Zucchini ans Wachsen zu bekommen – was sich bei der Hitze als gar nicht so einfach erweist. Dazu fangen wir in den nächsten Tagen an, einen kleinen Steinofen in diesen Garten zu bauen. Die Steine dafür liegen schon bereit. Seit Monaten träumen wir von unserer eigenen Pizza und selbstgebackenen Brot – es stimmt einfach, dass kein Land so brotbesessen ist, wie wir Deutschen!
Diese Woche hielt auch ein paar tierische Überraschungen für uns bereit. Seit Montag sind Steffen und ich stolze Besitzer eines 50kg-Schweins, das wir im März mit CPs Eltern schlachten. Dazu sind wir zu einem befreundeten Priester gefahren, der privat ein kleines Gewerbe mit den Allesfressern betreibt.
Abends ist mir dann in unserem Lagerraum eine Mäusefamilie aufgefallen, die es sich dort sehr bequem gemacht hat. Dienstag dann haben wir die Schlitze unter den Türen schließen lassen und sind seitdem dabei, die Mäuse zu vertreiben. Bester Mann ist dabei Father Cyprian, der die kleinen Viecher gerne barfuß über das gesamte Gelände scheucht! Völlig erschöpft haben wir anschließend beschlossen: eine Katze muss her. Und siehe da, ein paar Tage später sitzen in unserem Store zwei kleine Katzen-Babys, die ein Nachbar vorbeigebracht hat. Natürlich benötigen die kleinen süßen Racker noch etwas Pflege und Aufzucht, aber das übernehmen wir doch gerne!!
09.02.2018
Heute widmen wir diesen Blog einem ganz speziellen Thema: Haare. Grund für diesen Themenbeitrag ist unser heutiger Gang zum Frisör. Steffens Mähne kam der eines Löwen gleich und mein Haar war unten schon so brüchig und spröde, dass ich mich dazu entschieden habe, Steffen bei seinem Vorhaben zu begleiten.
Ein typischer Gang zum Frisör sieht bei Frau und Mann meist sehr unterschiedlich aus. Während Frauen sich Haarverlängerungen und Frisuren ankleben lassen und Stunden beim Einweichen chinesischer Wundermittel mit zweifelhaftem Glätteeffekt verbringen, wird beim Mann der Rasierer gezückt und die Haarpracht in Form gestutzt.
Es gab Anzeichen, dass ein Gang zum Frisör nicht vielleicht eine meiner besten Ideen ist. Bei Steffens letzten Frisörbesuch ist der Frisör bereits an seinem europäischen Haar verzweifelt, sodass Steffen im Anschluss Angst hatte einen Sonnenbrand auf dem Kopf zu bekommen.
Im Salon saßen zehn Frauen auf dem Boden, während an ihrer künstlichen Haarpracht herumgezogen und gebastelt wurde. Fasziniert von der Multi-Tasking-Fähigkeit der Frauen – Baby stillen, telefonieren und den Kopf stillhalten – ist mir doch glatt entgangen, dass in diesem Laden keine einzige Bürste und keine Haarschere zu sehen war!
Spätestens in dem Moment, als der Frisör die Küchenschere gezückt hat und wild angefangen hat, drauf los zu schnippeln, hätte ich wegrennen sollen! Stur bin ich sitzen geblieben und was habe ich jetzt davon – einen Fransenschnitt a la Heidi Klum. Der Moment, in dem ich Steffens mitleidigen Blick mit dem aufmunternden Kommentar „Haare wachsen ja nach“ aufgefangen habe, wurde mir klar: dies ist mein erster und letzter Besuch bei diesem Frisör.
14.02.2018
Am letzten Wochenende haben wir einen kleinen Ausflug nach Entebbe unternommen. In Entebbe ist Ugandas einziger internationaler Flughafen, und an eben diesem ist ein weiterer Besucher aus Deutschland eingetroffen. Alena ist auch aus Münster und wohnt während ihrer fünfwöchigen Famulatur im Gulu Hospital mit uns in St. Mauritz.
Da ihre Landung am Sonntag mit CPs Messen kollidiert sind, haben wir uns bereit erklärt die lange Fahrt mit einem netten Tag am Viktoria-See zu kombinieren.
Am Samstag sind wir also in aller Herrgottsfrühe aufgebrochen, um die Verkehrshölle Kampalas so früh wie möglich hinter uns zu lassen. Um 1 Uhr saßen wir dann bereits auf unserem Balkon mit Seeblick. Am Nachmittag haben wir einen ausführlichen Spaziergang durch den Botanischen Garten Entebbes gemacht, der schon seit mehreren Jahrzehnten verschiedene Pflanzen- und Tierarten beherbergt. Auf schönen angelegten Wegen konnten wir die Seele baumeln lassen.
Am Abend dann gab es eine dicke Pizza in einem kleinen Restaurant direkt am See. Kurze Momente später wurde uns dann klar, warum wir die einzigen waren, die den Tisch so nah am See gewählt haben: Lake-Flies oder „See-Fliegen“, die abends in Schwärmen Lichtquellen am Ufer suchen und dort ihren einzigen Lebensabend verbringen.
Dieses Problem stellte uns vor die Frage, ob wir stur weiteressen und das Übel sehen wollen, dass über Tisch und Essen wabert. Wir haben uns für Kapitulation entschieden und haben unser nettes Plätzchen am Flussufer aufgegeben.
Am nächsten Tag sind wir morgens früh ins Uganda Wildlife Education Center gefahren. Diese Organisation betreut alle Nationalparks in Uganda, und falls dort Tierwaisen oder verletzte Tiere aufgegabelt werden, werden die in den „Zoo“ in Entebbe verfrachtet, wo sie aufwachsen und später wieder ausgewildert werden. Hier haben wir in einer Führung durch die verschiedenen Gehege bekommen.
Am Nachmittag haben wir dann Alena am Flughafen eingesammelt und sind zurück nach Gulu gefahren.
24.02.2018 Gütertransport in Uganda
In einer Welt, in der Pakete, Briefe und Güter um den gesamten Globus geschickt werden können, hat sich auch in Uganda der Transport von Nahrungsmitteln, Luxusgütern sowie Benzin und Diesel in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt. So muss man sich, wenn man mit dem Auto nach Kampala möchte, auf einige Lastkraftwagen und kleine Transportvehikel einstellen, die verzweifelt versuchen die kleinen Hügel zu erklimmen die sich zwischen der ugandischen Hauptstadt und Gulu auftuen. Bergauf scheinen die Trucks fast zu stehen, bevor sie mit über hundert Stundenkilometer den Hügel wieder hinabsausen. Dabei sind die Lastkraftwagen in den meisten Fällen abenteuerlich beladen und die Straße fällt zu den Straßenrändern deutlich ab. Dies hat leider zur Folge, dass man bei seinem Trip nach Kampala mindestens zwei LKWs im Straßengraben liegen sieht.
Der regionale Güterverkehr innerhalb Gulus ist von überladenen Bodas und Pick-Ups geprägt. Was uns in den meisten Fällen ein Lächeln ins Gesicht zaubert oder uns einfach nur mit dem Kopf schütteln lässt, ist nicht weniger gefährlich als der Verkehr auf den großen Hauptstraßen durch das Land. Grundsätzlich gilt: Kein Fahrzeug ist für keine Last zu klein.
Eindeutige Richtlinien, wie sie in Deutschland üblich sind, gibt es in Uganda kaum. Lediglich die Trucks die schon auf horizontaler Standfläche eine erhebliche Neigung zu einer Seite haben, werden gelegentlich durch die Polizei herausgefischt und kontrolliert. Wir haben uns die Mühe gemacht und unsere TOP 12 Fotos zum Thema „Ladungssicherung“ herausgesucht. Schaut einfach mal rein:
11.03.2018
Echtes afrikanisches Leben hat uns mittlerweile eingeholt. Viele der hier verbreiteten Traditionen und Regeln des sozialen Lebens sind uns mittlerweile bekannt. In den letzten Tagen haben wir viele Momente gehabt, wo unsere Freunde sehr erfreut waren, wie gut wir uns in die Kultur hier eingefunden haben.
Am 10. hatte ich Geburtstag und Steffen hatte eine kleine Überraschungsparty mit ein paar Freunden organisiert. Die Designering Sarai hat mir zu diesem besonderen Tag ein afrikanisches Kleid geschneidert, damit ich auch optisch in die bunte afrikanische Kultur hereinpasse!
Und natürlich gab es den obligatorischen Kuchen, keine Party wird hier ohne Kuchen bestritten. Gemeinsam wird dieser dann mit einem kleinen Countdown und vielen Reden angeschnitten und vom Gastgeber/Geburtstagskind kniend verteilt – habe alles mit Bravour gemeistert. Ein kleines Zugeständnis gab es dann allerdings doch. Normalerweise werden die Kuchen hier mit einer dicken farbigen Zuckerschicht übergossen, auf die netterweise für meinen deutschen Gaumen verzichtet wurde.
Einen Tag später hat uns Kevin zu ihrer Familie eingeladen. Eine weitere Chance unter Beweis zu stellen, wie gut Steffen und ich die hier herrschenden Traditionen verinnerlicht haben. Während Steffen gemütlich auf dem Stuhl sitzt und ein Bier trinkt, sitze ich mit Schürze auf dem Boden und schneide das Gemüse für das Abendessen. Wir haben viel Lob für unsere „Arbeitsteilung“ bekommen.
31.03.2018
Vom 14.03 bis zum 30.3.2018 waren drei unserer Freunde aus Deutschland zu Besuch – Maike, Fabi und Christian. Es war super spannend ihnen unser afrikanisches Leben hier zu zeigen. Natürlich stand auch viel Touristen-Kram auf dem Plan, schließlich wollten Steffen und ich auch noch ein paar Ecken sehen. Also haben wir sie am Flughafen in Entebbe mit dem Auto angeholt und sind erstmal Richtung Osten gefahren. Die ersten zwei Tage ließ das Wetter für uns verwöhnte Afrikaner zu wünschen übrig, es regnete pausenlos. Als wir die Grenze Kenias erreichten, klarte es endlich auf. Dort haben wir die Sipi Falls besichtigt. Unfreiwillig haben wir unseren Aufenthalt dort noch um eine Nacht verlängert, da es kleine Bremsprobleme auf dem Berg gab. Über Lira und Soroti sind wir dann zurück nach St. Mauritz gefahren. Die Zeit im Osten war ein Traum, die Natur ist atemberaubend und wir hatten viel Spaß zusammen!
Zurück in St. Mauritz war eine kleine Party geplant. Mit einiger Verspätung sind wir zum Glück noch pünktlich gekommen. Anlässlich meines Geburtstags und der Ankunft unserer Freunde wurde eine Ziege und ein Schwein geschlachtet!! In den folgenden tagen haben wir noch kleinere Tagesausflüge gestartet.
Eine Nacht haben wir dann das Rhino-Sanctuary besucht, ein Programm mit dem Ziel das in Uganda ausgestorbene Nashorn wieder in den Nationalparks zu integrieren. Hautnah und zu Fuß sind wir mit einem Guide hinter den großen Dickhäutern hergelaufen. Am zweiten Tag morgens haben wir uns ebenfalls zu Fuß auf die Suche nach dem sehr seltenen Schuhschnabelstorch gemacht. Zwei einmalige und sehr erfolgreiche (4 Nashörner, 3 Schuhschnabelstörche) Erlebnisse!
Ein paar entspannte Tage später sind wir dann in den Murchison Falls Nationalpark gefahren. Mittlerweile war auch Luzia angekommen, womit die Anzahl der Muzungus (Weißen) auf 6 stieg! Auch im Murchison hielt unser Glück stand und wir konnten traumhafte Einblicke in die afrikanische Tierwelt bekommen. Auch die Wasserfälle selber sind definitiv eine Reise wert!
Insgesamt war es eine sehr spannende Zeit!
09.04.2018
Palmsonntag, Oster und Abschied der amerikanischen Schwestern
Die Zeit um Ostern herum war unser Programm von Gottesdiensten und Feiern geprägt. Zunächst stand Palmsonntag auf dem Programm. Unser erster Palmsonntag mit echten Palmenblättern. Und hier in Uganda wird das Palmblatt nicht nur obligatorisch mit zur Kirche genommen. Es wird gewedelt, gefächert und geflochten. Man zelebriert Palmsonntag feierlich. In der Kirche wird gesungen, gejubelt und gelacht.
Die gute Stimmung wehrt schließlich die ganze „holy week“ bis nach Ostern. Zur traditionellen Fußwaschung bat Cyprian schließlich verheiratete Paare sich gegenseitig die Füße zu waschen. Entgegen der Acholi Tradition sollten die Männer anfangen und ihren Frauen zuerst dienen. Leider hat es kein Mann geschafft, sich vor seiner Frau hinzuknien. Die kulturell bedingten Unterschiede zwischen Mann und Frau sind in Uganda weiterhin fest verankert.
Am Sonntag nach Ostern stand schließlich der Abschied der amerikanischen Schwestern an. Kein geringer als der Erzbischof von Gulu, John Baptist Odama, fühlte sich verpflichtet den Gottesdienst zu leiten. Er selbst hatte schließlich vor einigen Jahren die Zusage zum Verbleib der Schwestern in St. Mauritz und zum Bau der Geburtsstation gegeben. Nun werden die Schwestern Obiya Palaro im Mai verlassen. Sie hinterlassen eine funktionierende Geburtsstation, die auch in Zukunft die Kindersterblichkeitsrate in dieser Region weiter senken soll.
18.04.2018
Kidepo Valley National Park
Die letzten zwei Wochen unseres Aufenthalts sind bereits angebrochen. Grund genug noch einmal richtig durchzuatmen und zu relaxen. Ein Ort der dafür wie geeignet scheint, ist der Kidepo Valley Nationalpark. Unser Reiseführer wirbt mit dem Slogan: „einer der am wenigsten besuchten Nationalparks der Welt“. Und schon auf dem Weg dahin konnten wir dieser These Glauben schenken. Durch sehr spärlich besiedeltes Gebiet ging es die letzten 150 Kilometer der ca. 250 Kilometer langen Reise auf unbefestigter Straße teilweise nur langsam voran. Eine kleine Erdstraße führte uns über Berge und durch Täler an das Dreiländereck zwischen Uganda, Südsudan und Kenia. Angekommen im Nationalpark ließen wir den Abend gemütlich vor einem Lagerfeuer ausklingen. Neben Luzia, Cyprian, Sophie und mir waren nur vier weitere Gäste im Nationalpark.
In der Nacht waren wir schließlich heilfroh, dass wir noch kurzfristig ein Banda mit integriertem Badezimmer gebucht hatten. Besonders beeindruckend war das Gebrüll eines Löwen, der nur wenige hundert Meter neben uns die Nacht verbrachte. Auf den Gamedrives erlebten wir die ugandische Natur in seiner vollen Vielfalt. Die besonderen Highlights waren acht Strauße, die in Uganda nur im Kidepo Valley National Park beheimatet sind und als wir eine Hyäne aus kürzester Distanz bestaunen durften. Keine Frage: das Kidepo Tal ist eines der schönsten und unberührtesten Täler Ugandas. Auch seltene Tierarten und Vegetationen finden dort genug Platz zum Leben. Die Einsamkeit im Nordosten Ugandas macht diese Region zu einer ganz besonderen auf dieser Erde!
Sommer 2018
Nun sind wir bereits einige Zeit wieder in Deutschland. Die Zeit seit der Rückkehr verging schnell. Zurück in der bekannten Heimat stellte sich das Alltagsgefühl zu unserer Verwunderung sehr schnell wieder ein. Verpflichtungen, Termine und der Wiedereinstieg in das Studium lassen die Zeit wie im Flug vergehen. Für uns ist das der perfekte Moment, um noch einmal auf eine unglaubliche Zeit zurückzublicken. Eine Zeit, in der man sich immer willkommen und gebraucht gefühlt hat, in der auf einfachen Wegen große Fortschritte gemacht werden konnten, in der auf jede neue Idee mit Enthusiasmus und Begeisterung reagiert wurde. Ganz besonders wurde unser halbes Jahr durch viele Menschen geprägt, die uns in ihre Mitte aufgenommen haben.
Ein ganz spezieller Dank geht hier an unseren „Papa“ vor Ort, Father Cyprian. Danke, dass du uns von Anfang an warmherzig aufgenommen hast. Durch dich konnten wir einen tiefen Einblick in die ugandische Kultur bekommen. Du hast uns für sechs Monate ein Zuhause gegeben, indem wir uns wohl und sicher gefühlt haben. Wir werden deiner Einladung folgen und bald wiederkommen!
Des Weiteren möchten wir den Gemeindemitgliedern aus Obiya Palaro danken. Das Ankommen und Leben in diesem Dorf war für uns wegen dieser Menschen sehr einfach, der Abschied dafür umso schwerer. Es war schön zu spüren, welche Bedeutung und Hoffnung diese Kirchengemeinde im Norden vom Gulu hat. Nachhaltig beeindruckt hat uns, dass die Menschen trotz der vielen Rückschläge, Krankheiten und Probleme nie die Hoffnung und den Glauben in eine bessere Zukunft verlieren.
Wir sehen uns bald wieder in St. Mauritz, Gulu.