„Apwoyo ber!“ und „Wutye maber?“ aus Obiya Palaro in Uganda. Da ich es ja nun keinem vorwerfen kann, dass er oder sie vielleicht kein Acholi versteht, übersetze ich natürlich auch gerne: „Schön euch zu „sehen“! “ und „Wie geht es euch?“. Ich hoffe mal, dass die Antwort jedes einzelnen jetzt „Atye maber.“ lautet.
Mein Name ist Luzia Bruns, ich bin 18 Jahre alt, komme aus Münster und ich bin vor 2 ½ Wochen sicher in Entebbe gelandet und wurde von dort aus auch erfolgreich in den Norden Ugandas, in die Nähe von Gulu verfrachtet.
Hier werde ich nun bis Anfang Juni im Health Center arbeiten, viele Eindrücke sammeln und zwischendurch immer mal meine Freizeit nutzen, um diese Erinnerungen niederzuschreiben.
Wer sich vielleicht fragt, wieso das kleine Örtchen denn nun Obiya Palaro heißt, dem sei gesagt: Weil hier früher ein spezielles Gras wuchs, welches man Obiya nannte. Schon als ich am Abend des 1.März zu später Stunde ankam, fühlte ich mich hier heimisch. Es war zwar dunkel und ich konnte nicht viel sehen, aber es war irgendwie besonders. Es roch anders: nach Hitze und trockenem Boden und ein wenig süß. Es hörte sich anders an. Man hörte die Grillen, den sanften Wind in den fremden Bäumen und von irgendwoher konnte man gedämpft Musik wahrnehmen. Und was für mich am schönsten war, war der klare Sternenhimmel und den Namen darf er hier auch wirklich tragen. Ohne die ganzen Lichter konnte man nämlich wirklich mal viele Sterne sehen.
Und an diesem Ort, der mich ja anscheinend auch im Dunkeln beeindrucken kann, habe ich mich jetzt schon wirklich gut eingelebt.
Die ersten Tage verbrachte ich hauptsächlich damit sehr viele Leute kennenzulernen (und ich muss gestehen: alle Namen sitzen noch nicht), die Sprache (Acholi) zu lernen und mich an die Temperaturen zu gewöhnen (im Moment ist hier Trockenzeit und selbst die Ugander fanden es die letzten Wochen zeitweise unerträglich heiß und wollten sich am liebsten gar nicht mehr bewegen, aber bald sollte das Wetter eigentlich auf den Regenzeit-Modus umschwingen) .
Ersteres absolvierte ich durch viele Besuche in weiteren Gemeinden der Diözese Gulu, das Erkunden der näheren Umgebung, den Besuch meiner ersten afrikanischen Party und den Besuch aller 3 Sonntagsgottesdienste (diese liegen alle direkt hintereinander und dauern zusammen ca. 7,5 – 8 Stunden).
Die Party fand am Donnerstag nach meiner Ankunft statt und sie hat mich wirklich umgehauen. Schon die Tatsache, dass man draußen feiern kann und zwar so lange und so laut wie man möchte, hat mich sehr überzeugt. Aber das Beste ist eigentlich die afrikanische Musik, die einen im Gegensatz zum deutschen Schritt-Ran-Schritt-Ran-Party-Rhythmus wirklich mitreißt und der afrikanische Tanz. Alle tanzen und ich meine wirklich ALLE. Von 0-100 gibt jeder was er so bieten kann. Es ist natürlich etwas schwierig mit den afrikanischen Tanzfähigkeiten mitzuhalten, aber wenn ich dem Feedback der Einheimischen traue (und die Möglichkeit verdränge, dass das vielleicht nur aus Höflichkeit gesagt wird), dann habe ich mich wohl sehr sehr gut geschlagen.
Als Fr. Cyprian im Dezember zu Besuch in Münster war, sagte ich ihm, dass ich sehr gerne die Sprache lernen möchte und er sagte (in kurz und einfach wiedergegeben): „Kein Problem! Die kann man total einfach lernen.“
Joa… das sei jetzt mal so dahingestellt. Sie ist jetzt zwar nicht atemberaubend schwer, aber zeitweise etwas verwirrend. Das liegt unteranderem daran, dass diese Sprache nochmal gefühlte 1000 Dialekte besitzt und jeder Gesprächspartner sich wirklich anders anhört und auch daran, dass es zwar „Regeln“ gibt, aber die sind eher Richtlinien und man kann sie nicht so richtig erklären. Ein weiter Aspekt ist, dass ein Wort häufig mehrere Bedeutungen hat. Dankeschön und Hase heißt bspw. beides apwoyo, tong bedeutet Speer und bildet gleichzeitig auch den wichtigen Teil des Wortes Hühnerei (tong gweno). Aber naja, man wächst rein und mit Hilfe meiner lieben Acholilehrerrin Innocent wird das wohl was werden. Und freundlich angelächelt zu werden, weil man etwas Sinnfreies gesagt hat, ist ja auch ganz nett.
Nachdem ich mich also gut eingelebt hatte, hieß es: A tye ka tic i ot yat. (Ich arbeite auf der Medizinstation.)
Und das macht mir unglaublich viel Spaß. Die Mitarbeiter sind nett, die Stimmung somit ausgezeichnet und die Patienten sind auch klasse. Im Vergleich zu Deutschland läuft hier natürlich vieles ganz anders ab und das fängt schon bei der „Akten“führung an.
Abgesehen von dem unterschiedlichen Ablauf hier, ist auch die Reaktion der Kinder gänzlich anders. In Deutschland ist es wohl eher unwahrscheinlich, dass ein Kind anfängt zu weinen und vor mir wegläuft. Hier passiert das allerdings häufiger. Die Erwachsenen brechen dann alle in lautes Gelächter aus, was eher zu einer noch stärkeren Reaktion führt. Neben diesem Kind Typ Nr.1, welches erstmal stark von meiner Hautfarbe und meiner Größe überfordert ist, gibt es aber auch noch:
Typ 2 à Fängt zwar nicht an zu weinen, versteckt sich aber erstmal und pirscht sich dann langsam von hinten an, um unbeobachtet und ganz zaghaft meinen Arm anzustuppsen.
Typ 3 à Findet mich sofort einsame Spitzenklasse
Im Allgemeinen sind die Ugander sowieso unglaublich offenherzig und gastfreundlich und auch das erleichtert einem den Einstieg in den Alltag ungemein. Es ist einfach schön, wenn man schon nach dem ersten Treffen als Freund bezeichnet wird und es gibt einem, neben der äußeren Wärme, auch eine innere.
Fürs erste soll es das jetzt aber erstmal gewesen sein, zu viel auf einmal ist ja auch blöd (zum Thema Essen komme ich dann z.B. nächstes Mal).
Gerade hat es übrigens begonnen zu regnen und hier hat man so richtig schönen intensiven Regen. Welch eine Erlösung! Ich werde in wenigen Stunden also abgekühlt das Wochenende einleiten können und dabei gemütlich Zuckerrohr vor mich hin essen. Ich melde mich dann die Tage mal wieder.
Bis dahin viele Grüße aus Uganda
Apwoyo matek!