Wenn man ein deutsches Kind fragt, welche Bücher es am liebsten liest, wird man verschiedenste Antworten bekommen: TKKG, Pixie-Bücher, Die kleine Raupe Nimmersatt, Harry Potter oder „Lesen ist doof“ dürften weiter oben auf der Liste stehen. Ähnliche Antworten haben wir – das sind Luzia, Steffen und Sophie – auch erwartet, als wir dieselbe Frage an die Kinder und Mitglieder der Bücherei in Obiya Palaro stellten – und wurden prompt überrascht.
Der Wunsch nach Schulbüchern wurde geäußert!
Da mussten wir natürlich nachhaken, ob wir das richtig verstanden hatten. Aber es blieb dabei. Falls der Bücherbestand erweitert werden soll, dann gerne mit ein paar Schulbüchern.
Die Begründung ist simpel und verdeutlicht uns gleichzeitig wieder, wie es an vielen, für uns selbstverständlichen Dingen, mangelt. Die Kinder haben keine eigenen Schul- oder Übungsbücher. Der Lehrer besitzt meistens eines und geht mit den Schülern die Inhalte im Unterricht durch. Nach der Schule oder in den Ferien haben sie keine Möglichkeiten zu lernen, Übungsaufgaben zu lösen oder zu wiederholen. Deswegen besteht der große Wunsch nach Schulbüchern für die verschiedenen Klassen und Fächer.
Die Idee, neue Bücher für die Bücherei anzuschaffen, kam am Anfang dieses Jahres während unserer Reiseplanung. Das Projekt war uns im letzten Jahr so sehr ans Herz gewachsen, dass wir nach Wegen gesucht haben, es weiter voranzubringen und zu erweitern. Neben Ideen braucht man natürlich für die Umsetzung auch Geld. Aber durch die wahnsinnig große Unterstützung von Freunden und Bekannten – bei denen wir uns an dieser Stelle nochmal herzlichst bedanken wollen – konnten wir bald guten Gewissens die Beschaffung einiger neuer Bücher in Obiya ankündigen.
Die neue und sehr engagierte Bibliothekarin hat uns dann eine große Liste mit Büchern zusammengestellt, die von den Schülern gebraucht werden. Zusätzlich erfragte sie, ob auch ein Laminiergerät und eine Stanze für Spiralbindungen angeschafft werden können. Dieser Service sei oft von Kunden des Copyshops angefragt worden und würde die Einnahmen der Bücherei weiter erhöhen.
Die letzteren beiden Wünsche konnten wir sogleich in Gulu abhaken. Für den Bücherkauf mussten wir aber ins entfernte Kampala fahren, da es nur dort brauchbare Buchläden gibt. Alles lief reibungslos. Wir haben einen großen Teil der angefragten Bücher gefunden. Allerdings gab es natürlich wieder einen typischen Uganda-Moment – als alle Bücher in die Kasse eingegeben waren, wir bereit waren zu zahlen, ist genau in dem Moment der Strom ausgefallen. Aber so etwas bringt uns schon lange nicht mehr aus der Ruhe.
Jetzt ist die kleine Bücherei stolzer Besitzer von 137 neuen Büchern. Natürlich konnten wir an manchen Büchern nicht vorbeigehen, auch wenn sie nicht auf der Liste standen. Deswegen schmückt die Bücherei jetzt auch das bunte Cover der „Kleinen Raube Nimmersatt“ und alle sieben Bände von Harry Potter.