Hilfe für Obiya Palaro

Studenten engagieren sich in Afrika

Von Birte Moritz, Westfälische Nachrichten

WN Artikel

Für den Rinkeroder Steffen Lechtermann und seine Freundin Sophie Baumeister ist Uganda heute nicht mehr irgendein Land im fernen Afrika. Denn die beiden haben für sechs Monate dort gelebt, gearbeitet und Freunde gefunden. Im Sommer setzen sie ihren Hilfseinsatz fort.

Eigentlich hatten die beiden Studenten gar keine längere Auszeit von der Uni nehmen wollen. Doch dann lernten sie die Verantwortlichen des Münsteraner Vereins „Uganda-Hilfe St. Mauritz“ kennen, die von ihrem Projekt in dem ostafrikanischen Land erzählten, wo es um so essenzielle Dinge wie sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung und Bildung geht.

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Die beiden jungen Leute waren so beeindruckt von den Schilderungen, dass sie spontan den Entschluss fassten: Dort wollen wir uns einbringen und das Projekt durch Freiwilligenarbeit vor Ort unterstützen. Das war Ende 2016. In den folgenden Monaten konkretisierten sie ihr Vorhaben, ließen sich von der Familie Schmitz-Hövener, die das Projekt vor 30 Jahren initiiert hatte, ausführlich über das Leben in Uganda sowie die Arbeit im kirchlich geleiteten Projekt informieren und trafen viele praktische Reisevorbereitungen inklusive diverser Impfungen.

Im November 2017 ging es dann endlich los, ins Dorf Obiya Palaro am Rande der Großstadt Gulu im Norden Ugandas. „Wir wurden überall sehr herzlich empfangen“, erinnern sich die beiden Freiwilligen an ihre Ankunft auf dem Projektgelände. Geleitet wird es von Father Cyprian Odongo, der die beiden durch seine offene Art und sein Engagement für die dortige Bevölkerung beeindruckte. Zu den zahlreichen Gebäuden zählt eine Mehrzweckhalle, in der auch die katholischen Gottesdienste gefeiert werden. Zudem gibt es das „Health Center“, eine ambulante Medizinstation inklusive Labor und Apotheke sowie einen Krankenwagen.

Schule für 800 Kinder

Im Jahr 2014 kam eine Geburtsstation hinzu und das große aktuelle Bauprojekt soll dafür sorgen, dass aus der Ambulanz ein Krankenhaus auch für stationäre Behandlungen wird. Des Weiteren gibt es einen Kindergarten für 250 und eine Schule für 800 Kinder sowie eine Bibliothek. Auch sind Unterkünfte für Lehrer und medizinisches Personal sowie Schlafräume für Schüler entstanden, die weiter entfernt wohnen. Ebenso gehört ein Haus der dort ansässigen Ordensschwestern zum Gelände. Und nicht zuletzt sind die vier Trinkwasserbrunnen von großer Bedeutung.

Viele dieser Einrichtungen konnten mit Hilfe der Menschen im Münsterland realisiert werden. Zwei Mal war die „Uganda-Hilfe“ Teil der vorweihnachtlichen Spendenaktion der Westfälischen Nachrichten.

„Die Arbeitsbedingungen waren hart.“

Steffen Lechtermann

Für den angehenden Bauingenieur Steffen Lechtermann war es spannend, beim Krankenhaus-Bau mitzuarbeiten. Er war sowohl in die Überarbeitung der Kosten-Kalkulation involviert als auch später auch beim „Anpacken“. Dabei ging es um die Installation der Sanitäranlagen, die Verlegung von Wasser- und Stromleitungen und den Verputz. „Die Arbeitsbedingungen waren hart“, erinnert sich der Rinkeroder. Denn zum einen herrschten Temperaturen von rund 35 Grad, zum anderen standen praktisch keine Maschinen zur Verfügung.

Spenden statt Geschenke

Die Medizintechnik-Studentin Sophie Baumeister arbeitete im Labor des „Health Centers“ mit, gab einer Projekt-Mitarbeiterin PC-Unterricht in einem Kalkulationsprogramm und kümmerte sich um die Bibliothek. Und die Münsteranerin hat an der Umsetzung einer eigenen Idee gearbeitet: die Einrichtung eines kleinen Internet-Cafés. Unterstützung fand sie bei ihrer Oma. Diese sammelte anlässlich ihres 90. Geburtstags kurzerhand Spenden, mit denen die Enkelin in Uganda zwei Computer sowie auch noch ein Kopiergerät kaufen konnte.

Durch die Einblicke, die Steffen Lechtermann seiner daheimgebliebenen Familie gab, fühlte sich auch diese bewogen, eine private Hilfsaktion zu starten. Mit Unterstützung Rinkeroder Freunde und Bekannter reisten so später im Gepäck der nächsten Freiwilligen Werkzeuge wie eine Handkreissäge und Bohrer zur Projekt-Baustelle.

Viel Unterstützung aus dem Dorf

Um gerade den Unterstützern aus Rinkerode zu zeigen, wie mit ihren Geld- und Sachspenden geholfen werden konnte, hatten sich die beiden Uganda-Freiwilligen mit einem Stand am Weihnachtsmarkt im Davertdorf beteiligt. „Zu unserer Freude war das Interesse gewaltig“, so Lechtermann. So konnten die Studenten sowohl über das Entwicklungs-Projekt informieren als auch über Uganda selbst. Über ein Land, in dem bis ins Jahr 2010 Bürgerkrieg herrschte, es viele Kindersoldaten gab, in vielen Familien bis heute Angehörige verschollen sind. In dem aber nun auch Aufbruchstimmung herrsche.

Zum Marktschluss waren nicht nur die angebotenen ugandischen Stofftiere, Halsketten und Schutzengel weitgehend verkauft. In der Spendendose zählten sie „den unglaublichen Betrag von etwas mehr als 700 Euro“. Der Tag auf dem Weihnachtsmarkt in Rinkerode war somit ein voller Erfolg.

All dies zeigt: Uganda lässt die beiden Engagierten nicht mehr los. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eine nächste Reise in ihre „zweite Heimat“ schon in Planung ist. Im Sommer soll es für fünf Wochen erneut nach Obiya Palaro gehen.

Unterstützer der Uganda-Hilfe sind willkommen – hier wie auch vor Ort im Projekt. Weitere Infos dazu gibt es unter www.uganda-hilfe.de Ab diesem Jahr ist es auch möglich, über das Bistum Münster einen „Weltwärts-Freiwilligendienst im ugandischen Obiya Palaro zu absolvieren. Näheres dazu ist unter www.ms-freiwillig.de/projektstellen/uganda/ zu finden.