Liebe Freunde und Förderer der Uganda-Hilfe St. Mauritz e.V.,
Das Jahr 2020 ist zu Ende. Klimawandel, Feuerkatastrophen, Brexit-Debakel, US-Wahl, doch 2020 wurde spätestens im Frühjahr zum „Corona-Jahr“. Das Virus SARS-CoV-2 hatte uns erreicht und fortan beherrschte die Pandemie unseren Alltag. Keine Frage, 2020 war anstrengend und hat uns zugesetzt. Aber es war eine große Freude zu sehen, dass Sie liebe Freunde und Förderer, sich mit uns und den Freunden in Obiya Palaro den neuen Herausforderungen gestellt haben.
Auch Uganda litt unter Corona. Es verzeichnete zum Jahreswechsel 35.500 Infektionen und 265 Todesfälle. Diese Zahlen sind mit Zurückhaltung zu beurteilen, da die Testabdeckung im Land schlecht ist. Auch ist die medizinische Versorgung eingeschränkt. Die Menschen haben oft Angst, in die Krankenhäuser zu gehen, weil die staatlich eingerichteten Corona-Stationen nicht wirklich Hilfe leisten können.
Ida und Johann, die für ein Jahr ihren Freiwilligendienst in Obiya Palaro absolvieren wollten, haben den Beginn der Pandemie in Uganda miterlebt, bevor Sie im Rahmen der Rückholaktion „ihr“ Uganda verlassen mussten. Sie berichten: „Für uns ist in diesem Moment eine Welt zusammengebrochen und es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Wie können wir jetzt nach fast 8 Monaten unser Zuhause verlassen, wo wir gerade so gut angekommen sind? Was ist mit den Kindern, unseren Freunden und allen liebgewonnenen Menschen? Was ist mit den ganzen Ideen und Plänen, die wir für das nächste halbe Jahr geschmiedet hatten? Wieso haben wir mal wieder dieses große Privileg und können einfach in das bessere Gesundheitssystem nach Deutschland zurückkehren, lassen aber gleichzeitig alle liebgewonnenen Menschen zurück, die diese Absicherung nicht haben?“
Father Cyprian und das Team vor Ort berichten, dass die Folgen des Lockdowns besonders schlimm für die Menschen in Uganda sind. Durch den Lockdown ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln sehr schlecht. Die Preise für Grundnahrungsmittel explodieren. Viele Menschen haben durch die Pandemie ihre Arbeit verloren, sodass die Lebensmittelversorgung zu einer der größten Herausforderungen für viele Familien geworden ist. Die Grundversorgung kann oft nicht mehr gewährleistet werden. Vor allem die Kinder leiden unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Seit Ende März sind die Schulen im ganzen Land geschlossen. Nur für die Abschlussklassen der Grund- und weiterführenden Schule hat der Unterricht Anfang Oktober teilweise wieder begonnen.
Vor den Sommerferien erreichte uns eine weitere Hiobsbotschaft: Unser Krankenwagen wurde in Gulu unverschuldet in einen Unfall verwickelt, bei dem es Gott sei Dank keine lebensgefährlich verletzten Personen gab. Gerade jetzt im Lockdown brauchen wir aber unbedingt eine Möglichkeit, Kranke transportieren zu können. Fr. Cyprian berichtet uns, dass Menschen nicht mehr medizinisch behandelt werden können, weil sie weder die örtlichen Medizinstationen noch Krankenhäuser erreichen.
Zwei große Aufgaben gab es daher 2020 zu bewältigen. Ein neuer Krankenwagen musste finanziert und die Grundversorgung der Menschen in Obiya Palaro musste – zumindest zum Teil – gesichert werden.
Die Mittel für den Krankenwagen konnten Dank eines eindringlichen Spendenaufrufes gesammelt werden. Über MIVA Austria (Missionary Vehicle Association), einem Hilfswerk der katholischen Kirche, konnte ein Krankenwagen gekauft werden.
Für die Grundversorgung ist ein Landwirtschaftsprojekt initiiert worden. Es sollen mehrere Hektar Land außerhalb von Obiya Palaro gekauft werden, um Grundnahrungsmittel anzubauen. Zudem soll auf dem Projektgelände von Obiya Palaro eine größere Fläche an Land kultiviert werden, um dort ebenfalls Früchte anzubauen. Das Ziel dieser Selbstversorgung ist es, die Menschen in Obiya Palaro langfristig mit Lebensmitteln versorgen zu können. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden aktiv in die Arbeit mit einbezogen. Auch hier ist es uns Dank einer großzügigen Unterstützung durch das Bistum Münster gelungen, dieses Projekt 2020 kurzfristig auf den Weg zu bringen.
Daneben war es uns ein Anliegen, so schnell und konsequent wie eben möglich, die letzten Räume im Erdgeschoss unseres Krankenhauses fertigzustellen, was angesichts der bestehenden Probleme nicht einfach war, denn die Beschaffung notwendiger Materialen war während des Lockdowns nicht einfach. Pünktlich zum Jahreswechsel erreichte uns die Nachricht, dass das Gebäude fertiggestellt ist. Wir von der Uganda-Hilfe St. Mauritz können uns sehr gut vorstellen, dass – wie unsere Freunde vor Ort vorgeschlagen haben – in einem Teilbereich des Krankenhauses vielleicht eine Augenärztliche Ambulanz oder eine Dentalstation eingerichtet wird und haben bereits erste Gespräche aufgenommen.
Was 2021 bringen wird, wissen wir nicht. Erst einmal stehen die Wahlen in Uganda an, die hoffentlich friedlich verlaufen. Knapp zwei Wochen vor der Präsidentenwahl in Uganda geht zum Jahreswechsel der Wahlkampf in die entscheidende Phase. Präsident Yoweri Museveni (76). regiert das ostafrikanische Land seit 34 Jahren und stellt sich zum sechsten Mal zur Wiederwahl. Im Vorfeld der Wahl kam es in den vergangenen Wochen zu Repressionen und Gewalt. Journalisten wurden an ihrer Arbeit gehindert und Regimekritiker und Kandidaten der Opposition wiederholt verhaftet.
2020 war kein einfaches Jahr. Für uns war es auch ein schmerzliches Jahr, denn am 23.08.2020 verstarb unser Gründungsmitglied Pfarrer Wolfgang Spindelmann. Noch 2017 besuchte er „sein“ St. Mauritz in Obiya Palaro. Sein Engagement machte ihn zum Brückenbauer zwischen den beiden Gemeinden in Münster und Obiya Palaro. Durch seinen Humor, seine Menschlichkeit und seinen festen Glauben gewann er das Vertrauen der vom Bürgerkrieg in Uganda gezeichneten Menschen.
Gemeinsam mit unseren afrikanischen Freunden sagen wir wieder Danke für Ihr Engagement in diesem besonderen Jahr 2020 – wie immer auch in der Sprache unserer ugandischen Freunde mit einem herzlichen „apwoyo“ – bleiben Sie negativ getestet und positiv gestimmt.
Ulrich Schmitz-Hövener – Vorstand Uganda-Hilfe St. Mauritz e.V.