Auch 2015 blicken wir auf ein friedliches Jahr in Norduganda zurück. Die marodierenden Rebellen um Joseph Kony, der trotz internationalen Haftbefehls nicht dingfest gemacht werden konnte, halten sich im undurchdringlichen Buschland im Kongo oder Südsudan auf, wo in 2015 mehrfach Übergriffe verzeichnet wurden.
Uganda – auch der Norden – ist befriedet. Man merkt und spürt es überall. Der Norden, noch vor einigen Jahren ein Gebiet, wo mehr Menschen als Flüchtlinge im eigenen Land in Camps lebten als in Dorfgemeinschaften oder Villages, nimmt jetzt Flüchtlinge aus dem Kongo und dem Südsudan auf, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit fliehen mussten. Mit einem Durchschnittseinkommen, das gerade einmal bei rund fünf Prozent von dem in Deutschland liegt, pflegt Uganda aus Sicht der Vereinten Nationen einen vorbildlichen Umgang mit seinen Flüchtlingen. Die Regierung stellt als Grundlage für ihr Leben einen halben Hektar Land zur Verfügung. Auch dürfen sie sofort arbeiten. Die Zahl der Flüchtlinge in Norduganda steigt stetig, berichtet unser Freund und Begründer unserer Projektes, Bishop Sabino Odoki. Inzwischen sind es fast eine halbe Millionen Flüchtlinge, mehr als 140.000 leben allein in seiner Diözese.
Sorgen macht unseren Freunden die 2016 anstehende Präsidentschaftswahl. Nach Jahren des Terrors unter Obote und Amin gab es 1996 die ersten Präsidentschaftswahlen. Die gewann, wie alle nachfolgenden in 2001, 2006 und 2011 Yoweri Museveni. In einer groß angelegten Polizeiaktion wurden seine zwei wichtigsten Herausforderer im Juli 2015 vorübergehend festgesetzt. Der ehemalige Premierminister Amama Mbabazi, der Staatschef Yoweri Museveni innerhalb der regierenden NRM (Nationale Widerstandsbewegung) die Präsidentschaftskandidatur streitig macht, und der Oppositionsführer Kizza Besigye von der Partei FDC (Forum für Demokratischen Wandel) erhielten durch ihre vorübergehende Inhaftierung klare Warnsignale, es nicht zu weit zu treiben. Jetzt, kurz vor den Wahlen, erlebt Uganda ein Kopf-an-Kopf-Rennen dreier Politgrößen, die sich früher einmal nahe standen. Es geht um Macht, ums eigene Ego und um persönliche Fehden. Das ist gefährlich, denn die Herausforderer kennen die Taktiken des Regimes und vor allem die Schwachstellen.
Auch in Gulu ist Wahlkampf. Bei meinem letzten Besuch Ende November verging kein Tag, an dem nicht irgendeine Wahlkampftruppe mit Lautsprecherwagen, Musik und tanzenden Helfern für den einen oder anderen Präsidentschaftskandidaten warb – teilweise mit körperlichem Einsatz gegen Wahlkämpfer der anderen Parteien, so dass man gut daran tat, diese Kundgebungen weitläufig zu umgehen.
Im Fokus meiner Reise stand neben dem Besuch unseres Projektes natürlich die Afrikareise des Hlg. Vaters Pope Francis. In einem feierlichen Gottesdienst in Namugongo bei Kampala gedachte der Papst der im Jahr 1886 wegen ihres Glaubens brutal hingerichteten 22 ugandischen Märtyrer um Karl Lwanga. Die Messe war ein beeindruckendes Erlebnis, beindruckend auch die Anwesenheit der beiden Kandidaten der Opposition, die unter dem Applaus der Besucher vor dem Gottes-dienst den Staatspräsidenten begrüßten.
Direkt nach dem Gottesdienst fuhren der Gemeindepriester Fr. Cyprian Odongo und ich nach Gulu, genauer gesagt nach Obiya Palaro. Im Gästezimmer des Priesterhauses untergebracht, verbrachte ich eine Woche mit unseren Freunden in St. Mauritz, besuchte Kindergarten, Grundschule, Medizinstation und konnte mich davon überzeugen, dass unser dörfliches Entwicklungsprogramm nicht nur auf dem Papier existiert, sondern lebendig ist und von der Bevölkerung vor Ort getragen und vorangetrieben wird. Gespräche mit den Vertretern der einzelnen Gruppen zeigten, dass man vorausschauend plant und investiert. Unter dem Stichwort income-generating wurden mir verschiedene Kleinprojekte vorgestellt, bei denen es darum geht, Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.
Unser Gelände ist eine kleine Welt für sich – a corner of hope – wie unsere Freunde sagen. Verlässt man sie in Richtung der Villages fehlen Strom und Wasserpumpen völlig. Die Menschen leben in traditionellen strohbedeckten Rundhütten inmitten ihrer Felder, die sie mit dem Nötigsten versorgen. Ein paar Hühner, eine Ziege oder gar eine Kuh bedeuten schon Wohlstand. Es gibt kaum eine Familie, die all ihren Kindern den Schulbesuch ermöglichen kann. Ich habe diese Villages und Dorfgemeinschaften gemeinsam mit Mitarbeitern der Medizinstation besucht und erfahren, wie wichtig die Basisarbeit in diesen Villages ist. Mütter werden von der Notwendigkeit von Impfungen überzeugt und kommen dann auch gerne und bereitwillig in unsere Medizinstation, die gerade durch die Impfaktionen im Busch weit über die Grenzen unseres Projektes hinaus bekannt ist. Diese und die im letzten Jahr von amerikanischen Schwestern eröffnete Maternity sind für die Menschen unverzichtbare Bestandteile der Gesundheitsvorsorge geworden, so dass unsere Freunde bereits im letzten Jahr mit dem Wunsch an uns herangetreten sind, ein kleines Hospital zu bauen.
Hatten wir vor gut 20 Jahren das große Glück mit den Spendenerträgen der Weihnachtsaktion der Westfälischen Nachrichten den Bau des Health Centres finanzieren zu können, so ist es erneut den großzügigen Spendern unserer Tageszeitung zu verdanken, dass wir 2016 bereits mit dem Bau des Hospitals beginnen können, weist doch das Spendenbarometer zum Ende des Jahres schon einen Geldeingang von knapp 40.000 Euro aus.
Wieder einmal möchten wir uns für das gezeigte Engagement herzlich bedanken. Ohne regelmäßige Unterstützung können wir keine nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Bleiben Sie uns weiter verbunden und unterstützen Sie uns. Besuchen Sie auch gelegentlich unsere Homepage – www.uganda-hilfe.de – so bleiben Sie auf dem Laufenden.
Mit herzlichen Grüßen – apwoyo – Danke, wie unsere ugandischen Freunde sagen.
Ulrich Schmitz-Hövener – Vorstand Uganda-Hilfe