Der Beginn des Jahres 2011 in Uganda stand ganz unter dem Zeichen der Präsidentschaftswahlen. Es handelte sich um die zweite Präsidentschaftswahl nach der Einführung des Mehrparteiensystems in Uganda 2005. Sieger mit gut 2/3 der abgegebenen Stimmen wurde erwartungsgemäß der bisherige Präsident Yoweri Museveni von der ehemaligen Einheitspartei National Resistance Movement, der das Land bereits seit 25 Jahren regiert. Musevenis Partei National Resistance Movement verfügte über deutlich mehr an finanziellen Ressourcen als die übrigen Parteien bzw. Kandidaten und hat diesen Vorteil mit großzügigen Wahlgeschenken wie T-Shirts und Geld sowie mit bezahlter Werbung durch Motorrad-Taxifahrer voll ausgenutzt. Auch Abgeordnete erhielten großzügige Geldgeschenke. NGOs haben von einem nie dagewesenen Ausmaß an Manipulation durch Geld gesprochen.
Nach der Wahl kam es immer wieder zu Protesten. Mit den Benzinpreisen stiegen auch die Kosten für Transport und Lebensmittel in Uganda. Man kann das mit dem Konflikt in Libyen und den steigenden Ölpreisen in Verbindung bringen oder auch mit Korruption und Steuerverschwendung in den Regierungssystemen. Jedenfalls hat die Opposition zu Protestmärschen unter dem Motto ‚Walk to Work‘ aufgerufen; und so gehen überall im Land Hunderte zu Fuß zur Arbeit als Zeichen ihres Protestes. Kizza Besigye, Führer der Oppositionspartei, wurde beim ersten Protestmarsch festgenommen, kam aber gegen eine Kaution wieder frei. Beim zweiten Marsch wurde ihm in die Hand geschossen. Zu solchen Vorfällen äußert sich Präsident Museveni im Interview mit lokalen Journalisten vom ‚Daily Monitor‘ lieber nur kurz: Die Bewohner sollten sich nicht über die hohen Preise beschweren und schon gar nicht demonstrieren. Die Regierung würde jegliche Demonstrationen unterbinden. Ausführlicher wird er, wenn es um den Konflikt in Libyen geht: „ Wir hatten Probleme mit Gaddafi, aber den Einsatz der internationalen Truppen in Libyen kann ich nicht unterstützen. Lasst die Libyer ihre Konflikte selber lösen!“
„Ruhig“ ist es im Norden Ugandas. Die Rebellen haben sich aus Norduganda zurückgezogen und morden jetzt sinnlos im Kongo. Die LRA gilt nach wie vor als eine der brutalsten paramilitärischen Truppen der Welt. In ihrem Kampf gegen Ugandas Präsidenten Yoweri Museveni hat sie Tausende Zivilisten vergewaltigt und gefoltert. Die Rebellen nahmen auch Zehntausende Kinder gefangen und zwangen sie, als Kindersoldaten furchtbare Taten zu begehen. US-Präsident Barack Obama hat im Oktober 2011 die Entsendung von rund hundert bewaffneten Militärberatern nach Afrika gebilligt. Die für Kampfhandlungen ausgerüsteten Soldaten sollen dabei helfen, die Führung der berüchtigten „Widerstandsarmee des Herrn“ (Lord’s Resistance Army, LRA) dingfest zu machen.
Probleme bereiten in Norduganda neben der oben erwähnten Teuerung und Lebensmittelknappheit nach wie vor die Flüchtlinge. Nachdem die Flüchtlingscamps praktisch über Nacht geschlossen und die Bevölkerung nach etlichen Jahren zurück in die Dörfer geschickt wurden, standen die Menschen vor dem Nichts. Brachliegende Felder, ungeklärte Landfragen und Dürre führten dazu, dass es den Menschen teilweise sogar schlechter ging als vorher in den Flüchtlingscamps.
Angesichts all dieser Unwägbarkeiten sind wir umso glücklicher, dass es in St. Mauritz Obiya weiterhin wirklich gut läuft. Unser „Team“ vor Ort leitet die Geschicke gut. Schule und Medizinstation haben mehr als einen guten Ruf und arbeiten selbstständig. Traurige Nachrichten erreichten uns im Frühjahr. Unser langjährige Freund und Leiter des Kindergartens, der unser Hilfsprojekt von Beginn an begleitet hat und der sich jahrelang für die Kleinsten der Kleinen sorgte, ist gestorben. Mit unseren Freunden in Obiya trauern wir. Besonders positiv ist zu verzeichnen, dass viele gemeinsame Aktivitäten im Projekt wieder angelaufen sind. Die kleine Hühnerfarm, das Honigprojekt, um nur zwei Beispiele zu nennen. Kleine Projekte, die es der Bevökerung vor Ort ermöglichen, selbst einen finanziellen Beitrag zu leisten. Wir sind allen Freunden in Obiya sehr dankbar und hoffen auf weitere positive Entwicklungen in 2012.
Schon seit einiger Zeit unterstützt die Uganda-Hilfe St. Mauritz auch den Bakhita Kindergarten sowie Mukisa, eine Einrichtung in Kampala für behinderte Kinder und deren Eltern. Die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse des Augustin-Wibbelt-Gymnasiums in Warendorf haben sich in diesem Jahr besonders stark für dieses Anliegen gemacht und auf dem Elternsprechtag Anfang Dezember und auf dem Freckenhorster Weihnachtsmarkt am 4. Adventswochenende die kleinen Engelchen verkauft, die in Mukisa aus der Rinde von Bananenstauden gemacht werden. Die Klasse hat mit diesen Aktionen rund 1000 Euro eingenommen. Zusammen mit dem Erlös aus unserer St. Mauritz Pfarre, insbesondere des Weihnachtsmarktes am 1. Adentssonntag sind 1500 Euro zusammengekommen, die wir als „Weihnachtsgeschenk“ für Mukisa und den Kindergarten in St. Mauritz überweisen konnten.
Gemeinsam mit Bruder Michael Dietrich, einem Comboni Missionar, unterstützen wir in 2011 auch den Bakhita Kindergarten in Gulu. Groß war die Freude als die Turn- und Klettergeräte, die wir finanzieren konnten, im Frühjahr aufgestellt wurden. Jetzt baut Bruder Michacel mit seinen Leuten und afrikanischen Jugendlichen die Sanitätsanlagen im Kindergarten aus. Auch hier konnten wir ihn aus der Ferne finanziell unterstützen.
Julia Schmitz-Hövener, die nach wie vor in Kampala lebt und arbeitet, hat bei ihren Reisen unser Projekte besucht.
Im Jahr 2011 konnten wir zweimal Besuch aus Uganda willkommen heißen: Father Peter Paul Rom, der vor einigen Jahren als Priester in St. Mauritz Obiya war und der jetzt in Rom studiert, und Father Cyprian, der jetzt unsere Obiya Palaro im Norden Ugandas betreut.
Er hat am 23. Mai 2011 eine große Zahl von interessierten Gemeindemitgliedern im Pfarrheim über die Arbeit in unserer Partnergemeinde St. Mauritz Obiya informiert und Bilder aus dem Projekt gezeigt. Natürlich war er auch Gast im Augustin-Wibbelt-Gymnasium in Warendorf und ist dort mit Schülern ins Gespräch gekommen, so dass sich wieder ein paar Abiturienten überlegen, eine Zeit in Obiya zu leben und zu helfen.
Abgesehen von der bereits erwähnten Engel-Aktion in Warendorf und Freckenhorst und dem Verkauf von Schmuck und Handarbeiten aus Uganda auf dem Mauritzer Weihnachtsmarkt hat die Uganda-Hilfe auf dem Pfarrfest mit großem Erfolg alte Langspielplatten verkauft.
Auch die Weihnachtsaktion der Kaufmannschaft von der Warendorfer Straße hat in guter Tradition wieder in den ersten beiden Adventswochen stattgefunden. Wie viele Lose genau verkauft worden sind, werden wir erst im Neuen Jahr erfahren, wenn alles ausgezählt ist, aber die Reaktion auf diese Verlosung zu Gunsten der Kinder in Uganda war wieder ein voller Erfolg und wir danken der Kaufmannschaft, insbes. deren Vorsitzender, Frau Dr. Anne Drepper (Bio- und Naturkost Slickertann) sehr herzlich für die engagierte Zusammenarbeit.
Der Erlös aller Aktionen fließt direkt und ohne Verluste in die Hilfe vor Ort; das können wir garantieren, weil wir vielfältigen persönlichen Kontakt in den Norden Ugandas, insbesondere in unsere Partnergemeinde St. Mauritz Obiya halten.