2014

Wir blicken auf ein friedliches Jahr in Norduganda zurück. 2014 gab es keine Übergriffe der gefürchteten Rebellentruppe um Joseph Kony. Seine Kämpfer haben sich aus Norduganda zurückgezogen und machen jetzt das Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik, Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo unsicher. Aufspüren konnte man Rebellenführer Kony bislang auch mit Unterstützung der USA nicht. Das Gebiet, in dem die LRA jetzt operiert, ist von Flüssen durchzogenes Buschland. Es gibt kaum Straßen, die Dörfer sind schwer zu erreichen. Bis man von Überfällen der LRA erfährt, vergehen oft Tage. Sind dann endlich die Sicherheitskräfte vor Ort, sind die Rebellen längst wieder in der Wildnis verschwunden.

Der Ausbruch neuer Kämpfe im Südsudan sorgte allerdings auch in Uganda für Probleme. Nach einem vierzig Jahre anhaltenden Bürgerkrieg hatte der jüngste Staat der Welt erst 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan erlangt. Ausgehend von politischen Auseinandersetzungen in der Hauptstadt Juba, nahm der Konflikt innerhalb kurzer Zeit auch ethnische Dimensionen an. Mehr als zehntausend Südsudanesen haben ihr Leben verloren. Hunderttausende flohen in sichere Gebiete und angrenzende Staaten. Viele suchten Schutz im Norden des Nachbarlandes Uganda, wo sie in alten Flüchtlingslagern aus der Zeit des sudanesischen Bürgerkriegs Asyl fanden. Ein großes Problem für ein armes Land wie Uganda.

Gleichwohl schauen die Menschen in Gulu und Umgebung nach vorne. Frieden ist ein kostbares Gut für die Bevölkerung in Norduganda und die Menschen packen allerorts tatkräftig an, um das Land weiter aufzubauen. So auch in St. Mauritz Obiya Palaro bei Gulu, unserem dörflichen Entwicklungsprogramm, wo nachhaltige Erfolge zu verzeichnen sind:

2014 konnte das Gelände mit einer Solaranlage elektrifiziert werden. Dank der finanziellen Unterstützung der Schüler, Eltern und Lehrer des Augustin-Wibbelt-Gymnasiums in Warendorf verfügen jetzt die Multi-Purpose-Hall, die Medizinstation und ein Teil der Unterkünfte über eigene Solaranlagen, die nicht nur Licht in den Abendstunden spenden und die Geräte mit Strom versorgen, sondern auch mittels der angeschlossenen Wasserpumpen Trinkwasser zu den Gebäuden bringen.

Mit einer Anschubfinanzierung des Päpstlichen Rates Cor Unum wird jetzt neben den Schulgebäuden ein Schlaftrakt – Dormitory – errichtet, so dass in naher Zukunft 60 weiter entfernt wohnende Schülerinnen in St. Mauritz Obiya Palaro übernachten können.

Auch wurden zwei Unterkünfte für jeweils zwei Familien, die im Projekt als Lehrer oder Personal in der Medizinstation tätig sind, errichtet – zum Teil von der ugandischen Regierung mitfinanziert.

Weiter wurde das Priesterhaus mit dem kleinen Gemeindezentrum fertig gestellt.

Besonders dankbar sind wir für die Arbeit der Sisters of The Congregation of St. Joseph aus Amerika. Sr. Jo Ann Geary und ihr Team stehen uns seit Jahren in der Medizinstation mit Rat und Tat zur Seite. 2014 finanzierten und bauten sie außerdem eine Geburtsstation mit 16 Betten, die unserem Health Centre angeschlossen ist. Bereits Ende 2014 brachten in der hervorragend ausgestatteten Maternity die ersten Frauen ihre Kinder zur Welt.

Sie sehen, unser dörfliches Entwicklungsprogramm „entwickelt“ sich nachhaltig. Ein weiteres sichtbares Zeichen ist die Pfarrerhebung in 2014.

Am 28.09.2014 ernannte Archbishop John Baptist Odama St. Mauritz Obiya Palaro zur selbständigen Pfarrei. Es war ein spektakuläres Fest, welches gemeinsam mit dem Archbishop, Bishop Sabino Odoki von Arua und mehr als 2.500 Gemeindemitgliedern gefeiert wurde. Dabei hat John Baptist Odama, der im März diesen Jahres mit uns hier in der St. Mauritz-Kirche die Messe gefeiert und im Pfarrheim und im Augustin-Wibbelt-Gymnasium über seine Aktivitäten zur Befriedung des Landes referiert hat, unseren langjährigen Freund, Father Cyprian Odongo, als ersten Pfarrer eingeführt. In seiner Predigt verwies Archbishop Odama auf die Zusammenarbeit zwischen St. Mauritz Münster und St. Mauritz Obiya Palaro, ein Prozess von mehr als 20 Jahren, der nun zur ersten, nicht von Missionaren initiierten Pfarrgründung in seiner Erzdiözese führte. Er dankte allen, die in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit ihrem Gebet und ihren finanziellen Möglichkeiten unterstützt haben. Es war eine farbenfrohe, herzliche Feier mit einem Gottesdienst, der vier Stunden gedauert hat und in dem über 80 Kinder und Jugendliche gefirmt und 14 Katecheten für die neue Gemeinde beauftragt wurden, mit Gesängen von Kindergartenkindern und Schülern, mit den obligatorischen Ansprachen, die statt der geplanten 30 Minuten über 2 Stunden dauerten, mit einem Mittagessen, das dann um Viertel vor Sechs begann und an dem mehr als 2.500 Gemeindemitglieder teilgenommen haben, und anschließendem afrikanischem Tanz, dem sich auch Bischof Sabino, Father Cyprian und wir und anschlossen. Ein wirklich fröhliches Fest, an dem Georg und Benedikt Altrogge, Julia und Ulrich Schmitz-Hövener teilgenommen und afrikanische Gastfreundschaft erfahren haben.

In Münster und Warendorf gab es wieder vielfältige Aktionen zu Gunsten der Uganda-Hilfe: Im Augustin-Wibbelt-Gymnasium fanden Informationsveranstaltungen statt und Schüler sammelten u.a. am Elternsprechtag, am Tag der offenen Tür und bei der „Cool-Tour“ für das Projekt. In unserer Gemeinde war das Projekt insbesondere bei dem Besuch von Archbishop John Baptist Odama, sowie beim Pfarrfest und Weihnachtsmarkt präsent. Der Bioladen Slickertann hat uns wieder die Möglichkeit gegeben, die Mukisa-Engel in der Weihnachtszeit zu verkaufen.

2015 stehen die Finanzierung und der Bau weiterer Unterkünfte, die Fertigstellung des Dormitory, die regelmäßigen Schulgeldzahlungen und der Ausbau der Medizinstation an. Der nächste Schritt wird ein sogenanntes Health Centre IV sein, wo auch stationär behandelt werden kann, quasi eine Klinik, in welcher dann rund um die Uhr Ärzte ihren Dienst versehen werden. Erste Gespräche haben wir bereits vor Ort geführt. Dieses Vorhaben gilt es nun mittelfristig umzusetzen, weswegen wir auch weiterhin auf Ihre Unterstützung hoffen und an dieser Stelle gemeinsam mit unseren afrikanischen Freunden ganz herzlichen Dank – apwoyo – für all Ihre Hilfe sagen, denn nur gemeinsam mit Ihnen sind wir in der Lage kontinuierlich und nachhaltig Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten.

Ulrich Schmitz-Hövener
Vorstand Uganda-Hilfe St. Mauritz e.V.